Seit Herbst 2024 gibt es eine wichtige Neuerung für Eltern von Neugeborenen: Bereits bei der ersten kinderärztlichen Untersuchung drei Tage nach der Geburt können sie entscheiden, ob ihr Baby einen Schutz vor dem RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus) erhalten soll.
Neue Daten aus Ländern, in denen dieser Schutz bereits länger angewendet wird, zeigen eine vielversprechende Wirkung: Das Risiko, mit dem Virus ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, war bei behandelten Säuglingen um 83 Prozent geringer als bei unbehandelten. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für besonders gefährdete Neugeborene während der RSV-Saison.
Passive Immunisierung statt klassischer Impfung
Genau genommen handelt es sich bei dem neuen Schutz nicht um eine klassische Impfung, sondern um eine sogenannte passive Immunisierung. Dabei werden dem Kind fertige Antikörper in den Oberschenkel gespritzt – nicht das Virus selbst oder ein abgeschwächter Erreger. Der Vorteil: Die Antikörper wirken sofort. Der Nachteil: Der Schutz hält nur wenige Monate an.
Deutlich geringeres Risiko für Krankenhausaufenthalte
Trotz der Immunisierung können Babys am RS-Virus erkranken und eine typische Bronchiolitis entwickeln. Dennoch ist das Risiko, deswegen ins Krankenhaus zu müssen oder sogar künstlich beatmet zu werden, deutlich reduziert. Bislang mussten jedes Jahr rund 25.000 Säuglinge in Deutschland wegen einer RSV-Infektion stationär behandelt werden. Das Klinikum Stuttgart berichtet, dass sie die Auswirkungen der Impfung schon deutlich merken: "Wir haben in diesem Jahr bisher 70 Prozent weniger stationäre Kinder wegen RSV gehabt als man selbst in einem schwachen Jahr erwarten würde", sagte Friedrich Reichert, Leiter der Kindernotaufnahme am Klinikum Stuttgart, gegenüber dem SWR.
Höchstes Risiko in den ersten Lebensmonaten
Fast jedes Kind infiziert sich bis zum zweiten Geburtstag mindestens einmal mit dem RS-Virus. Besonders gefährlich ist die Infektion jedoch in den ersten Lebensmonaten. RSV gilt als häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Säuglingen. Seit dem vergangenen Jahr empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), alle Neugeborenen in der RSV-Saison mit dem Antikörper zu schützen.
Unsere Quellen:
- Bundesgesundheitsministerium
- WDR-Wissenschafts-Redaktion
WDR 5 berichtete am 02.05.2025 im Morgenecho über dieses Thema.