Heizung abgedreht und kein warmes Wasser für Mieter in Alsdorf
Lokalzeit aus Aachen. 24.04.2025. 03:52 Min.. Verfügbar bis 24.04.2027. WDR. Von Silke Niewenhuis.
Heizung abgedreht und kein warmes Wasser für einige Mieter in Alsdorf
Stand: 24.04.2025, 20:24 Uhr
In Alsdorf stehen einige Mieter seit dieser Woche ohne Heizung und warmes Wasser da. Der Betreiber schuldet dem Energieversorger mehrere hunderttausend Euro. Demnächst verlieren womöglich alle ihre Heizung.
Susann Hohmann will in ihrer Wohnung am Alsdorfer Tierpark bleiben. Sie ist eine der wenigen, die in dem recht neuen Komplex mit etwa 140 Wohnungen noch Mieterin ist. Momentan hat sie mal wieder keine Heizung und kein warmes Wasser.
Und überhaupt wird ihr in einem so genannten Servicevertrag viel Luxus versprochen, den sie gar nicht geboten bekommt: Einen Gemeinschaftsraum, ein Fitnessstudio und Security auf dem Gelände sind nur einige Vorzüge, die sie nicht habe. Aber sie mag die Lage und hat einiges in das 90-Quadratmeter-Appartement investiert.
Winter mit mobiler Heizung
Durch den Winter sind die Bewohner der Wohnanlage in Alsdorf-Ofden ganz gut gekommen. Der Vermieter und Betreiber – nicht aber Eigentümer – der Anlage hatte eine mobile Heizung aufgestellt. Nötig wurde das, weil er die von den Mietern gezahlten Nebenkosten nicht an den Energieversorger, die EWV weitergeleitet hatte.

Die hatte daraufhin die Fernwärme gekappt. Aber an die verbliebene Anlage der EWV im Keller hat der Vermieter die mobile Heizung angeschlossen. Das Gericht hat jetzt entschieden, dass das nicht rechtens ist.
Bald ganz ohne Heizung und warmes Wasser
Auch wenn Susann Hohmann versprochen wurde, – im Treppenhaus hängt ein entsprechender Hinweis – dass sie bald wieder mit Wärme versorgt werde, weiß sie, dass das nicht von langer Dauer sein kann.
Die EWV hat vor Gericht durchgesetzt, dass sie das Gebäude mit Gerichtsvollzieher betreten und die eigenen, im Keller eingebauten Anlagen stilllegen darf. So, dass dann auch eine mobile Heizung nicht mehr funktioniert. Natürlich wolle man das für die Bewohner nicht, so Yvonne Rollesbroich, Sprecherin des Energieversorgers. Aber man könne sich vom Betreiber der Wohnanlage nicht gefallen lassen, dass der einfach die Zahlungen einstelle. Etwa eine halbe Million waren bereits an Schulden aufgelaufen, als die EWV die Versorgung eingestellt hatte. Jetzt sei es deutlich mehr.
Der Energieversorger wolle aber gerne Radiatoren für die Mieter zur Verfügung stellen und die Kosten für eine Beratung beim Mieterschutzverein übernehmen, so Yvonne Rollesbroich.
Streit währt seit fast einem Jahr
Der Anwalt der Comfort Vivo teilt telefonisch mit, man möge sich nicht mehr zu der Sache äußern. Die Geschichte zieht sich seit vergangenem Sommer hin. Zwischen Energieversorger und der Comfort Vivo hatte auch der Bürgermeister der Stadt Alsdorf, Alfred Sonders, bereits vermittelt.
Der Geschäftsführer der Comfort Vivo soll seinerzeit einem Vergleich zugestimmt und dann trotzdem wieder nicht gezahlt haben. Das scheint Methode zu haben. Die Comfort Vivo verwaltet die Wohnanlage. Die Mieter zahlen an die Comfort Vivo. Der Geschäftsführer hat Gelder einbehalten.
Auch von Eigentümern einer ähnlichen Wohnanlage in Düren-Mariaweiler ist dem WDR bekannt, dass sie ihre Miete – die von den Mietern an die Comfort Vivo gezahlt wurden – nicht mehr erhalten.
Der Bürgermeister will vor allem für seine Bürger eine möglichst baldige Lösung und hofft auf die Gerichte.
EWV hat auch Strafanzeige gestellt
Die EWV hat das Okay des Gerichtes, die Heizung stillzulegen. Sie klagt aber noch gegen den Geschäftsführer der Comfort Vivo wegen Drohungen, die der den EWV-Mitarbeitern per Mail geschickt hatte.
Tatsächlich teilt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage des WDR mit, dass es in dieser Sache mehrere Verfahren gibt, aber – so wörtlich: " … der Staatsanwaltschaft Aachen der aktuelle Aufenthaltsort des Beschuldigten nicht bekannt ist. Es wurden allerdings die erforderlichen Fahndungsmaßnahmen getroffen, um den Aufenthaltsort des Beschuldigten in Erfahrung zu bringen. Sobald dieser bekannt geworden ist, werden die Verfahren fortgeführt."
Susann Hohmann hat für sich erstmal eine Lösung gefunden, wie sie an warmes Wasser kommt. Sie will sich eine Zehnerkarte für das örtliche Schwimmbad kaufen und dort warm duschen. Eine Dauerlösung ist das sicher nicht.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Aachen
- EWV Energieversorger
- Mieterin der Wohnanlage
- Bürgermeister der Stadt Alsdorf
- E-Mails von Eigentümern aus Düren-Mariaweiler