Prozess: Kokainhandel in einer Pizzeria

Lokalzeit aus Düsseldorf 22.01.2025 01:59 Min. Verfügbar bis 22.01.2027 WDR Von Manuela Klüppel

"Koks-Pizza" in Düsseldorf - Angeklagter geständig

Stand: 22.01.2025, 16:17 Uhr

Die Meldung der Düsseldorfer Polizei hatte im Oktober bundesweit für Aufsehen gesorgt. In der Düsseldorfer Altstadt wurden Pizzen mit Kokain-Beilage verkauft. Am Vormittag hat mit Verzögerung vor dem Landgericht Düsseldorf der Strafprozess begonnen. Wegen einer Störung der Mikrofonanlage mußte der Gerichtssaal gewechselt werden.

Von Martin Höke

Angeklagt ist der Chef der Pizzeria. Der 36-jährige Düsseldorfer wurde deshalb sogar zwei Mal festgenommen – zuletzt im Oktober. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Ihm wird gewebsmäßiger Drogenhandel vorgeworfen.

Angeklagter Pizzabäcker weitgehend geständig

Angeklagter mit seinen Anwälten

Angeklagter mit seinen Anwälten

Zum Auftakt hat der angeklagte Gastronom heute vor dem Landgericht weitgehend ein Geständnis abgelegt. Im Rahmen einer Verteidigererklärung gab der 36-Jährige zu, in seinem kleinen Altstadtlokal seine Spezialpizza mit Kokain als Beilage für 40 Euro verkauft zu haben. "Der Verkauf fand in der Regel im hinteren Teil der Pizzeria statt", erklärten seine Verteidiger. Ihr Mandant habe das aber immer nur an Bekannte und Freunde und nicht an normale Kunden verkauft.

Idee war schlicht und erfolgreich

Wer bei dem Altstadt-Gastronomen eine Pizza "Nummer 40" bestellte, bekam Kokain als Beilage. Und zwar – nach Angaben der Staatsanwaltschaft – pro Pizza jeweils Koks im Wert von 40 Euro.

Die Idee ist nicht wirklich neu, scheint aber immer noch gut zu funktionieren. Die Vorlage liefert der Film "Lammbock" aus dem Jahr 2001. Da betreiben zwei Freunde in Würzburg einen gleichnamigen Pizza-Lieferdienst. Da heißt die Spezialität "Pizza Gourmet"  – mit "Cannabis aus eigenem Anbau" unter der mittleren Salamischeibe.

"Koks-Pizza" in Düsseldorf verkauft - Angeklagter geständig

WDR Studios NRW 22.01.2025 00:27 Min. Verfügbar bis 22.01.2027 WDR Online


Betreiber vorher nie im Visier der Strafverfolger

Das Besondere an dem aktuellen Fall: Der Betreiber der Pizzeria war zuvor nie ins Visier der Strafverfolger geraten, erklärt die Staatsanwaltschaft.

Das änderte sich am 8. März 2024 nach einer Kontrolle des Düsseldorfer Ordnungsamtes wegen des Verdachts von Schwarzarbeit und möglicher Verstöße gegen den Jugendschutz. Da fiel den Kontrolleuren die Pizza mit den ungewöhnlichen Zutaten auf. Als die Polizei dann die Wohnung des Gastronomen aufbrach, warf der 36-Jährige eine Tüte vom Balkon.

Der Inhalt laut Anklage: knapp 1,6 Kilogramm Kokain, über 200 Gramm Cannabis und 263.871 Euro Bargeld.

Nach Freilassung weitergemacht

Der Pizzabäcker wurde festgenommen, kam aber nur zwei Tage später wieder frei und machte weiter wie vorher. Der 36-Jährige öffnete nur zwei Tage später wieder seine Pizzeria und verkaufte auch wieder seine "Kokain-Pizza" Nummer 40.

Die Ermittler observierten den Laden und den Betreiber verdeckt weiter und stießen so auf den Kokain-Zulieferer und mutmaßlichen Kopf eines Drogennetzwerks. Bei ihm soll der Angeklagte am 10. Mai ein Kilogramm Kokain für 36.000 Euro gekauft haben. Das stimme nicht, betonten seine Verteidiger vor Gericht. Der Kauf des Kilos sei damals am zu hohen Preis gescheitert. Erst später habe er 200 Gramm Kokain bei einem anderen Drogenhändler gekauft. Der 36-Jährige habe Schulden bei seinem Dealer gehabt. Um die zu begleichen, habe ihr Mandat geplant die Pizzeria für 75.000 Euro zu verkaufen.

Bei einer Razzia im Oktober wurden der 22-jährige Kampfsportler aus Düsseldorf, ein 28-Jähriger aus Haan sowie ein 30-jähriger Kölner festgenommen. Laut Gutachten des NRW-LKA war das Kokain zur Pizza mit Wurmmitteln gestreckt. Aber wohl nicht vom Angeklagten selbst, sondern seinem Lieferanten, heißt es.

Für den aktuellen Prozess sind bis zum 12. Februar noch vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Dem Angeklagten droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Düsseldorf
  • Staatsanwaltschaft Düsseldorf
  • Verteidiger
  • WDR-Reporter vor Ort