Kiesgrube "Forster Feld"

Umstrittene Kiesgrube am Tagebau Hambach darf erweitert werden

Stand: 07.10.2024, 13:49 Uhr

Die Kiesgrube "Forster Feld" bei Kerpen darf zum Ärger von Umweltschützern erweitert werden. Das hat die zuständige Bezirksregierung entschieden.

Von Stephan Pesch

Der Naturschutzverband BUND spricht von einem Desaster, weil am Tagebau Hambach ein Waldbiotop geplant ist.

Ute Schnüttgen-Weber von der Kerpener Ortsgruppe des BUND ist sauer und frustriert. Auf 13,6 Hektar dürfe die umstrittene Kiesgrube "Forster Feld" erweitert werden, sagt die die frühere Biologielehrerin. Seit Jahren schon setzt sich der BUND in Kerpen für ein großes Biotop ein.

Befürchtung: Grube gefährde Naturschutz-Pläne

Nach dem geplanten Kohleausstieg in 2030 sollen Merzenicher Erbwald, Hambacher Forst und das Naturschutzgebiet Steinheide zu einem großen, grünen Band werden. So will es auch die schwarz-grüne Landesregierung und die Stadt Kerpen.

Doch mit der genehmigten Erweiterung für die umstrittene Kiesgrube "Forster Feld" verschwinde die letzte Chance, eine ökologisch wertvolle Verbindung zu erstellen, so Ute Schnütgen-Weber und die Kerpener Naturschützerin fragt:  Wie soll die Waldvernetzung am südlichen Rand des Tagebaus Hambach jetzt überhaupt noch gelingen?

Eine Genehmigung mit Auflagen

Bis zum 31.12.2028 darf nun östlich des alten Kerpener Ortsteils Manheim, im so genannten Forster Feld, auch weiterhin Kies und Sand abgebaut werden. Grundlage für die Genehmigung ist der Regionalplan. Der soll zwar so geändert werden, dass rund um den rheinischen Braunkohletagebau keine neuen Kiesgruben mehr eröffnet werden dürfen.

Doch vom neuen Regionalplan liegt bislang nur ein Entwurf vor. Die zuständige Bezirksregierung Arsnberg hat ihre Genehmigung jedoch an Auflagen geknüpft. So muss der Betreiber seine ausgekiesten Flächen Schritt für Schritt rekultivieren. Gestaffelt bis Ende 2031 und damit quasi fast zeitgleich zum geplanten Kohleausstieg.

Umstrittene Kiesgrube am Tagebau Hambach darf erweitert werden

WDR Studios NRW 07.10.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 07.10.2026 WDR Online


Naturschützer machen Politik Vorwürfe

Auch das Aufforsten neuer Bäume sei geplant, zitiert Ute Schnütgen Weber aus der Genehmigung, die der Kerpener Ortsgruppe des BUND jetzt vorliegt. Auch wenn die Bezirksregierung dem Betreiber der Kiesgrube "Forster Feld" ein Rekultivierungskonzept vorschreibt: Der Naturschutzverband macht der Politik schwere Vorwürfe. Die politischen Entscheidungsträger tragen die Verantwortung für das Desaster, so Ute Schnütgen-Weber.

Was nutzen vollmundige Aussagen zur Waldvernetzung wie in der Leitentscheidung der Landesregierung, was nützen schöne Politikerfotos vor Ort mit markigen Forderungen, wenn dieselbe Politik nicht die Macht oder den Willen hat, die Vernetzung auch gegen ökonomische Widerstände durchzusetzen? Ute Schnütgen-Weber, BUND Ortsgruppe Kerpen

Rekultivierung unter Aufsicht

Der BUND will nun zusammen mit Anwohnern sowohl den weiteren Betrieb der Kiesgrube "Forster Feld" als auch die angeordnete Rekultivierung überwachen - und das streng. Der Naturschutzverband fordert auch den Rhein-Erft-Kreis als untere Naturschutzbehörde sowie die Stadt Kerpen dazu auf, künftig genau hinzuschauen, was am Rand des Tagebaus Hambach passiert, ergänzt Ute Schnütgen-Weber.

Nur so könne es am Ende eine Vegetationsverbindung geben. Den Begriff Waldvernetzung sollte man aber erst mal vermeiden. Wer in Zukunft in welchem Kontext auch immer in der Öffentlichkeit sagt, dass man sich für eine Waldvernetzung einsetzt, der sollte diesen Hintergrund haben und keine Versprechungen machen, die durch die Genehmigungsverfahren überhaupt nicht mehr umsetzbar sind, schreibt der Kerpener BUND als Fazit.

Unsere Quelle:

  • BUND, Ortsgruppe Kerpen
  • Bezriksregierung Arnsberg
  • Bezirkskregierung Köln