Eingestürztes Gebäude in der Düsseldorfer Innenstadt.

Prozessauftakt nach Hauseinsturz in Düsseldorf

Stand: 23.10.2024, 06:00 Uhr

Bei dem Einsturz starben im Sommer 2020 zwei Arbeiter. Fünf Beschuldigte müssen sich von heute an vor Gericht verantworten.

Von Peter HildPeter Hild

Mehrere Tage lang war der betroffene Wohnblock in der Düsseldorfer Innenstadt im Sommer 2020 quasi abgeriegelt. Der Grund: Zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und anderen Hilfsorganisationen versuchten mit schwerem Gerät zwei verschüttete Arbeiter lebend aus den Trümmern zu bergen - vergebens.

Mehr als vier Jahre danach beginnt vor dem Düsseldorfer Landgericht am Mittwoch der Prozess gegen fünf Beschuldigte. Sie waren laut den Ermittlern mit der Planung, Vorbereitung und Überwachung der damaligen Bauarbeiten in dem Gebäudekomplex in einem Hinterhof an der Luisenstraße betraut und hätten ihre Sorgfaltspflichten verletzt. Vor Gericht müssen sie sich nun wegen fahrlässiger Tötung sowie fahrlässiger Baugefährdung verantworten.

Durchbruch einer tragenden Wand als Ursache?

Eingestürztes Haus Düsseldorf Feuerwehrleute

Dutzende Einsatzkräfte waren mehrere Tage vor Ort

Nach den bisherigen Ermittlungen werden Durchbrüche an einer tragenden Wand im Erdgeschoss des Hinterhauses als Ursache für den Einsturz des gesamten Hauses angenommen. Die seien dort auch geplant und am Tag des Einsturzes durchgeführt worden, so die Ermittler. Unter anderem sollen die Beschuldigten eine unzureichende Grundlagenermittlung vorgenommen haben, die zu einer fehlerhaften Planung geführt habe.

Es soll laut Staatsanwaltschaft außerdem unterlassen worden sein, eine Statikberechnung in Auftrag zu geben, die auf dem letztlich auszuführenden Bauplan basiert. Ebenso sei nicht sichergestellt worden, dass die Durchbrucharbeiten durch ein Unternehmen erfolgen, dessen Mitarbeiter die dafür notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen.

Prozessauftakt nach Hauseinsturz in Düsseldorf

WDR Studios NRW 23.10.2024 00:39 Min. Verfügbar bis 23.10.2026 WDR Online


Baugenehmigung erst am Tag des Unglücks

Schon kurz nach dem Unglück hatte die städtische Bauaufsicht vor Ort mitgeteilt, dass erst kurz zuvor die Baugenehmigung für die Umbauarbeiten im Hinterhaus des Gebäudes erteilt worden sei. Damit sei jedoch keine sofortige Freigabe der Bauarbeiten verbunden gewesen, hieß es damals. Außerdem habe noch ein Nachweis über die Sicherheit der Statik gefehlt.

Bei den Bergungsarbeiten am Einsturz-Haus in Düsseldorf wurde auch ein Kran eingesetzt

Großer Kran zum Abtragen der Trümmer

Knapp 100 Feuerwehrleute sowie Fachkräfte von THW, dem Amt für Arbeitsschutz sowie Bergungsspürhunde und Drohnen waren mehrere Tage im Einsatz, um den Trümmerberg vorsichtig abzutragen und die verschütteten Arbeiter zu finden und zu bergen.

Lange Ermittlungen

Mehrere Jahre zogen sich die Ermittlungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hin, vor allem das Gutachten eines Sonderdezernenten zur möglichen Einsturzursache. Eine konkrete Schuld sei aufgrund des großen Trümmerfeldes schwierig zuzuweisen und zu belegen, war zeitweise auf Nachfragen zu hören.

Einen ursprünglich sechsten Beschuldigten, einen Prüfingenieur, hielt das Düsseldorfer Gericht nicht für hinreichend verdächtig. Im Falle einer Verurteilung drohen den Angeklagten jeweils Geldstrafen oder bis zu fünf Jahren Gefängnis. Das Gericht hat vorerst 16 Verhandlungstage bis Ende Februar nächsten Jahres angesetzt.

Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Düsseldorf
  • Stadt Düsseldorf
  • Landgericht Düsseldorf

Über das Thema berichten wir am 23.10.2024 auch im WDR Fernsehen, u.a. in der Lokalzeit aus Düsseldorf um 19.30 Uhr.