Vor rund 23 Jahren hat DocMorris den Anfang gemacht: Damals ist in den Niederlanden die erste virtuelle Apotheke gestartet, die ausschließlich online zu erreichen war. Heute gibt es in ganz Europa eine große Auswahl an Online-Apotheken, die rund um die Uhr Bestellungen entgegennehmen. Online bestellt – per Post oder Kurier gebracht.
Das gefällt vielen: Allein Branchenprimus DocMorris macht in Deutschland 783 Mio. Euro Umsatz pro Jahr. Die Zahl der Apotheken vor Ort nimmt gleichzeitig kontinuierlich ab – auch und vor allem auf dem Land. Eine Bestellung bei der Online-Apotheke des Vertrauens per Mausklick ist bequemer, als in den nächsten Ort zu fahren.
Online-Apotheken: Vor allem auf dem Land eine Hilfe
Auf der einen Seite befördert der Trend zu mehr Online-Apotheken das Apothekensterben, auf der anderen Seite können sie aber das Problem gerade auf dem Land verringern, meint Jürgen Wasem, Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen. "Online-Apotheken können gerade auf dem Land die Versorgung sichern, wir müssen sie daher stärken“, sagt der Fachmann dem WDR.
Längst können Kunden heute in einer Online-Apotheke nicht nur rezeptfreie Produkte und Waren bestellen (in der Branche "OTC" genannt, für "Over the counter“), sondern auch gesetzlich besonders geschützte rezeptpflichtige Medikamente (in der Fachsprache "RX" genannt). Bei rezeptpflichtigen Produkten müssen sich die Kunden in der Regel beim Portal registrieren und das Rezept abfotografieren oder scannen. Es gelten höhere Sicherheitsstandards.
Rezeptpflichtige und rezeptfreie Medikamente
In der Apotheke vor Ort gibt es Medikamente sofort (sofern verfügbar, seit Corona keine Selbstverständlichkeit mehr) – wer online bestellt, muss oft einige Tage warten.
Doch gerade bei rezeptfreien Medikamenten, die Kunden aus eigener Tasche bezahlen müssen (etwa: Schmerzmittel, Verbandsmaterial, Vitaminpräparate, Pflegeprodukte), ist das Sparpotenzial beim Einkauf in Internet-Apotheken mitunter enorm. Stationäre Apotheken orientieren sich in der Regel an den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller (UVP) oder den offiziellen Apothekenverkaufspreisen (AVP), also den Preisen, zu denen sie Arzneimittel mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen könnten, wenn sie verschrieben werden.
Da Online-Apotheken deutlich geringere Kosten für Personal, Miete oder Bevorratung haben, können sie insbesondere solche Produkte günstiger anbieten. Sie unterbieten die offiziellen Preise oft deutlich. Nicht selten lassen sich 30 Prozent und mehr sparen. Zudem werden Neukunden mit Extrarabatten, Treuepunkten und Gutscheinen geködert.
Enorme Preiseinsparungen von bis zu 50 Prozent
Das Verbrauchermagazin "IMTEST“ hat kürzlich untersucht, wie hoch das Sparpotenzial bei Internet-Apotheken tatsächlich ausfällt: Die Redakteure haben dazu einen Warenkorb mit 25 beliebten Medikamenten und Gesundheitsprodukten zusammengestellt und die Preise mit der unverbindlichen Preisempfehlung verglichen. Das Ergebnis: Selbst die teuerste Online-Apotheke (in diesem Fall: Apodiscounter) war im Schnitt 18 Prozent günstiger. Bei einzelnen Produkten sind Rabatte von 50 Prozent und mehr möglich.
Aufgrund der gesetzlichen Preisbindung ist es Online-Apotheken in Deutschland nicht gestattet, rezeptfreie Medikamente im Zusammenhang mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln günstiger anzubieten. Seit Ende 2021 dürfen Versandapotheken gesetzlich Versicherten keine Rabatte mehr auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gewähren – selbst, wenn diese Online-Apotheken im europäischen Ausland sitzen. Das sieht das Gesetz zur Stärkung der Präsenzapotheken vor.
Online lohnt sich keineswegs immer
Doch nicht immer lohnt es sich, online Medikamente zu bestellen. Wer sein Medikament dringend benötigt, ist bei der stationären Apotheke besser versorgt – erst recht, wenn es einer Beratung bedarf. Auch kommt es darauf an, wie viele Medikamente benötigt werden und was sie kosten. Viele Online-Apotheken bieten erst ab einem bestimmten Warenwert einen kostenlosen Versand an. Es sollte also vor einer Bestellung genau überprüft werden, ob sich überhaupt ein Spareffekt einstellt.
Außerdem empfiehlt sich ein Preisvergleich – denn bei Online-Apotheken gibt es mitunter enorme Preisunterschiede. Auch tagesaktuell.