Ob Mai-Fest oder Frühjahrskirmes, an vielen Orten in NRW wird dieser Tage bereits gefeiert. Kommende Woche stehen die Pfingskirmessen an, etwa in Geldern, Duisburg, Bergisch Gladbach oder Gütersloh. Doch vor dem Sommer suchen die Schausteller dringend Personal für diese Volksfeste, es könnte zu Engpässen kommen.
Stammpersonal hat sich in der Pandemie umorientiert
"Wir haben große Probleme, Mitarbeiter zu bekommen", sagte Albert Ritter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei zunehmend schwieriger, Kräfte für die Arbeit auf den Festplätzen zu gewinnen. Nach der Pandemie habe sich die Situation zusätzlich verschärft. "Jeder möchte gern feiern, aber auf der anderen Seite der Theke oder am Toilettenwagen möchte niemand stehen", sagte Ritter. "Da erleben wir ähnliche Probleme wie auch anderswo in der Gastronomie."
Das Stammpersonal vieler Betriebe, oft Saisonkräfte aus Osteuropa, habe sich während der Corona-Pandemie umorientiert, sagte auch Oliver Wilmering, Vorsitzender des Düsseldorfer Schaustellerverbandes. Diese Kräfte seien jetzt kaum zurückzugewinnen. Viele Schausteller arbeiteten derzeit auch mit Minijobbern und anderen Hilfskräften, um den Verlust auszugleichen. Über ähnliche Probleme hatte auch die Gastronomie-Branche geklagt. Dort haben laut einer IW-Studie deutschlandweit fast 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Verkaufs- und Kassenkräfte einen neuen Job gefunden, viele wechselten auch in die Logistikbranche.
Erneute Absagen sollen vermieden werden
Im vergangenen Jahr sei es bereits zu einzelnen Absagen gekommen, sagte Ritter. So etwa bei der Beecker Kirmes in Duisburg, zu der sich nach Angaben der Stadt zu wenige Schausteller angemeldet hatten. Der Rummel fiel deshalb aus. Bei der Cranger Kirmes in Herne gab es 2022 einige Lücken, die laut Mitteilung der Stadt nicht kurzfristig geschlossen werden konnten. Vor allem bei kleineren Geschäften habe es Absagen gegeben.
Ritter rechnet nach eigenen Angaben aber nicht damit, dass sich solche Absagen in diesem Jahr summieren werden. Schausteller seien oft Familienbetriebe, wo im Zweifelsfall noch "die Oma oder der Bruder" einspringen würden. "Die Familien versuchen, möglichst viel nach außen abzufedern, damit der Gast nichts merkt", sagte auch Wilmering. Zu Veranstaltungsabsagen dürfe es nicht kommen: "Dann sind unsere Existenzen nämlich kaputt." Zuletzt musste die Maikirmes in Steinfurt ausfallen, weil beim Ordnungsamt zu viel Personal fehlte.
Zusammenarbeit mit Jobcentern
Bei der Suche nach Personal arbeiten die Schausteller laut Ritter auch mit den Jobcentern zusammen. Der Versuch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland anzuwerben, werde dagegen oft durch langwierige Visaverfahren erschwert.
Rund 10.000 Jahrmärkte, Rummel und Volksfeste finden nach Angaben des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) jedes Jahr in Deutschland statt. Etwa ein Drittel davon entfalle auf NRW, sagte Ritter, der auch amtierender DSB-Präsident ist. 33 regionale Schaustellerverbände haben sich in der nordrhein-westfälischen Arbeitsgemeinschaft organisiert.