Die gewünschte Einigung ist da: Der Bund hat zugesagt, die "Sprach-Kitas" noch für ein halbes Jahr zu finanzieren, von Januar 2023 bis zum Sommer. Andernfalls wäre das von allen Beteiligten als sehr erfolgreich gelobte Programm zum Jahresende ausgelaufen.
Ab Sommer 2023 wird das Land die Finanzierung der "Sprach-Kitas" in NRW übernehmen. Das hatte Familienministerin Josefine Paul (B'90/Grüne) dem WDR mitgeteilt. Man werde das "landesseitig über den Haushalt 2023 sicherstellen", so die Familienministerin.
Streit zwischen Bund und Ländern
Eigentlich hatten die Bundesländer vom Bund eine Fortsetzung des erfolgreichen Programms bis 2025 gefordert. Doch Bundesfamilienministerin Lisa Paus (B‘90/Grüne) ist nur bis zum Sommer bereit, weiter dafür zu zahlen.
NRW-Ministerin Paul reicht das aus. Die schlechten Ergebnisse der aktuellen IQB-Bildungsstudie hätten den besonderen Handlungsbedarf bei der Sprachförderung noch einmal sehr deutlich gemacht, so die NRW-Familienministerin. Die Einigung mit dem Bund nannte Paul "einen tragfähigen Anschluss, der den engagierten Fachkräften in den Kitas endlich Planungssicherheit gibt".
Sprach-Kitas erhöhen Chancengleichheit
Anders als bei der klassischen Einzelsprachförderung lernen in Sprach-Kitas die Kinder spielerisch die Sprache im Alltag. Zum Konzept gehört auch die enge Einbindung der Eltern.
In NRW gibt es derzeit 1.491 Sprach-Kitas. Dafür gibt es 47,6 Millionen Euro in diesem Jahr vom Bund. Durch das befürchtete Programm-Ende hatten viele Kitas Sorgen, Fachkräfte zu verlieren. Mit einer Petition an den Bundestag hatten Kitas, Gewerkschaften und Eltern versucht, die Sprach-Kitas zu retten. Zumindest in NRW könnte das nun klappen.
Wie das in anderen Bundesländern aussieht, ist offen. Aus Berlin etwa kam Kritik an dem Kompromiss. Der dortige SPD-Chef Saleh sagte, der Bund spare an der falschen Stelle. Bundesfamilienministerin Paus hatte den Ländern vorher mangelnde Kooperation vorgeworfen.
Sprach-Kita-Mitarbeiterinnen suchen sich neue Jobs
Wegen der längeren Unsicherheit hatten sich offenbar einige Sprach-Kita-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon umorientiert. Die mögliche Lösung komme zu spät, sagt Ende Oktober zum Beispiel Ulrike Lenninghausen, die Leiterin einer Kita in Ratingen. Ihre Fachkraft, eine Logopädin, habe sich bereits woanders beworben und auch Angebote erhalten.
Auch die Opposition im NRW-Landtag hatte die späte Entscheidung kritisiert. Dennis Maelzer (SPD) sprach von Geschacher zwischen den grünen Ministerien auf Bund- und Landesebene. Dabei gebe es keine Planungssicherheit für die Beschäftigten in den Kitas.
Maelzer forderte deshalb, dass das Land eine Garantie für den Fortbestand der Sprach-Kitas abgibt, auch ohne die Bundeszusage. Das hatte auch die FDP gefordert.
Aus Pauls Ministerium hieß es dazu, dass man dafür eine endgültige Zusage für die Übergangsfinanzierung durch den Bund brauche - die jetzt vorliegt.