Zuerst im Fokus: Der Auszubildende, der die verschwundenen DVDs hatte sichten sollen. Und der Beamte, der für ihn als Tutor zuständig war, ein Kriminalhauptkommissar, der die Missbrauchs-Ermittlungen in der "EK Camping" zwischenzeitlich geleitet hatte. Er soll bestritten haben, dem Auszubildenden den Auftrag gegeben zu haben, die DVDs zu sichten. Wer es stattdessen getan hatte, daran konnte der Kommissaranwärter sich nach eigener Aussage damals nicht mehr erinnern.
Die Unterlagen, die WDR und NDR einsehen konnten, zeigen, dass die Ermittler an so mancher Aussage damals Zweifel hatten. In einer Stellungnahme etwa soll der Auszubildende zuerst behauptet haben, er habe an nur einem Tag innerhalb von fünf Stunden alle mehr als 150 DVDs gesichtet. Der Sonderermittler des Innenministeriums hielt dagegen in seinem damaligen Bericht fest, dass dies "augenscheinlich nicht den Tatsachen" entspreche. Er habe den Befragungen anderer Beamter zufolge mindestens an einem weiteren Tag die DVDs gesichtet.
Staatsanwaltschaft Detmold stellte Ermittlungen ein
Zum Inhalt der Beweismittel hatte der Auszubildende angegeben, dass er auf keinerlei kinderpornographisches Material gestoßen sei. Nur auf Fotos von schlafenden Kindern, dazu noch Musik, Software, nichts von Bedeutung. Sein Tutor soll zum Beleg ein allerdings wohl nachträglich erstelltes Sichtprotokoll vorgelegt haben. Die Ermittler glaubten jedenfalls, es sei auf den Tag der Sichtung zurückdatiert, eine IT-Analyse habe ergeben, dass es erst nach dem Verschwinden des Koffers geschrieben worden sei. Dies hatte Innenminister Reul auch dem Innenausschuss des Landtags damals schon mitgeteilt.
Die Staatsanwaltschaft Detmold hielt die Aussagen des Kommissaranwärters für glaubhaft. Sie hatte weder ihn noch seinen früheren Tutor je als Beschuldigten geführt und stellte die Ermittlungen gegen Unbekannt Anfang dieses Jahres ein. Der Sonderermittler sagte später, dem jungen Kommissaranwärter könne kein Vorwurf gemacht werden.
Polizeibeamter suspendiert - jetzt aber wieder im Dienst
Für seinen früheren Tutor hatten die Ungereimtheiten zumindest vorübergehend Konsequenzen. Ihm wurden im Zuge der internen Untersuchungen noch weitere Versäumnisse vorgeworfen. Innenminister Reul hatte den Beamten deshalb vorläufig vom Dienst suspendiert. Inzwischen ist er jedoch wieder im Dienst, wie das Innenministerium auf Anfrage mitgeteilt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1/2 - Lügde-U-Ausschuss: Fragen zu verschwundenem Koffer
- Ausgewählter Teil: Teil 2/2 - Ermittler zweifelten intern an Aussagen