Trübe Aussichten für NRW-Industrie

Stand: 09.01.2025, 18:02 Uhr

Zum Jahresstart hat IHK-Präsident Ralf Stoffels über die Lage von Industrie und Mittelstand gesprochen. Fazit: eher pessimistisch.

Von Nadja Bascheck

Ralf Stoffels‘ Blick geht nach draußen: Vor dem Fenster wirbeln Schneeflocken durch die kalte Luft, der Himmel ist grau. Aus Südwestfalen sei er pünktlich zur Pressekonferenz nach Düsseldorf gekommen, weil er früher losgefahren sei. Und wenn er sich die Wetterlage draußen anschaue, dann erinnere ihn die an die Wirtschaftslage – die sei nämlich genauso trüb. Und der eine oder andere werde nicht durch den Verkehr kommen. Ähnlich sehe es bei Unternehmen aus. Es gebe eine steigende Zahl an Insolvenzen.

Ralf Stoffels, Präsident der IHK-NRW | Bildquelle: David Young/ dpa

Dabei, so der nordrhein-westfälische IHK-Präsident, möchte man doch eigentlich optimistisch in ein neues Jahr starten. Das falle aber nicht leicht, denn für viele Unternehmer gelte der Spruch: Was man im ersten Vierteljahr nicht schafft, das holt man im Rest des Jahres nicht auf. Frühestens zur Jahresmitte sei mit einer wirtschaftlichen Belebung zu rechnen.

Damit stimmt die IHK NRW ein in andere Hilferufe aus der Wirtschaft. Ebenfalls Anfang des Jahres meldete sich der Verband METALL NRW zu Wort: Die Stimmung in den Unternehmen habe sich gegenüber der düsteren Gemütslage im Vorjahr nochmals klar verschlechtert. Das habe eine Konjunkturumfrage des Verbands ergeben. Metall-Präsident Arndt G. Kirchhoff sparte nicht mit Kritik an der Ampel-Koalition und sprach von Vertrauensverlust.

NRW gilt als Industrieland, doch gerade schwächelt die Industrie, mehrere Unternehmen kündigten Stellenabbau an. Und auch den mittelständischen Unternehmen gehe es nicht gut, sagt Ralf Stoffels und erkennt folgende Ursache: Nachfrageschwäche treffe auf stark steigende Kosten. Die hohen Energiepreise und der Fachkräftemangel spielten dabei eine Rolle.

Aus dem NRW-Wirtschaftsministerium will man der herausfordernden Zeit mit mehreren Maßnahmen begegnen: Unternehmen, die in Schieflage geraten, sollen konkrete Hilfestellungen bekommen. Außerdem, so das Ministerium, sollen die Rahmenbedingungen für den Industriestandort verbessert werden, etwa durch den Ausbau erneuerbarer Energien, um die Energiepreise zu senken. Darüber hinaus sei das Landesbürgschaftsprogramm erweitert worden.

Stoffels sprach insgesamt von einer Wirtschaftsflaute und drohenden Insolvenzen. Sein Appell ging vor allem an die künftige Bundesregierung. Es sei wichtig, dass die nicht länger wartet:

Zentral bleibt: Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren! Ralf Stoffels, Präsident IHK NRW

Es komme darauf an, wieder Wachstum zu schaffen. Denn, so Stoffels, entweder wachse die Industrie mit den Märkten – oder sie verschwinde. Stoffels weiß aber auch: Sie müssen mit den Umständen umgehen. Das sei wie beim Schneewetter, wenn es heißt: früh aufstehen, Winterreifen aufziehen und dann ab auf die Straße.