Wer in letzter Zeit mal versucht hat, bei einem Handwerker oder einer Handwerkerin einen Termin zu bekommen, dürfte schnell gemerkt haben, wie schwer das ist. Vielen Betrieben fehlt das Personal, um alle Anfragen zeitnah erledigen zu können. Die Folge sind lange Wartezeiten. Laut Handwerk.NRW konnten in den vergangenen sechs Monaten rund 40 Prozent aller Handwerksbetriebe in NRW offene Stellen nicht besetzen.
Die schwarz-grüne Landesregierung hat schon vor einem Jahr in ihrem Koalitionsvertrag eine "Fachkräfteoffensive" für das Handwerk angekündigt und in dem Zusammenhang auch eine "Meisterprämie" in Aussicht gestellt.
2.500 Euro nach der Prüfung
Am Freitag wurde nun verkündet, was die Betroffenen konkret erwarten können. Neue Meisterinnen und Meister können demnach ab 1. Juli eine Prämie beantragen. Voraussetzung ist laut dem Arbeitsministerium, dass die Prüfung erfolgreich bestanden wurde und der Hauptwohnsitz in NRW ist.
Dann soll es eine finanzielle Anerkennung in Höhe von 2.500 Euro geben. Das ist etwas weniger, als noch im Koalitionsvertrag von CDU und Grüne stand. Dort ist von bis zu 3.000 Euro die Rede. So viel Geld konnte nun aber offenbar nicht locker gemacht werden.
Insgesamt stehen laut dem Ministerium in diesem Jahr 5,5 Millionen Euro und in den kommenden Jahren jeweils elf Millionen für die Prämie zur Verfügung. Damit könnten jedes Jahr 4.400 Meisterinnen und Meister ausgezeichnet werden.
Viele weniger neue Meisterinnen und Meister
Schaut man sich die Statistik der bestandenen Meisterprüfungen an, wird schnell deutlich, dass am Ende sogar Geld übrig bleiben könnte. Denn seit Jahren wird die Schwelle von 4.000 nicht mehr erreicht. Im Vergleich zu den 1990er Jahren hat sich die Zahl mehr als halbiert.
Dabei braucht es Meisterinnen und Meister. Denn in zahlreichen Bereichen ist es nur so möglich, sich selbstständig zu machen und auszubilden. Das Handwerk weist darauf hin, dass die Arbeitslosenquote unter Meisterinnen und Meistern deutlich geringer sei als die von Akademikerinnen und Akademikern. Zudem werde über das gesamte Arbeitsleben gesehen im Durchschnitt etwa gleich viel verdient.
Laumann hofft auf einen Anreiz
Die Landesregierung verspricht sich von der Meisterprämie, etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun. "Bei den Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeistern handelt es sich um jene Gruppe, die entscheidend für die Zukunft ihrer Zunft, für die Unternehmensnachfolge und -gründung und damit für den Erhalt und die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Handwerk ist", sagte am Freitag Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Deshalb solle es für Gesellinnen und Gesellen einen Anreiz geben, sich auf den Weg zur Meisterprüfung zu begeben.
Darauf hofft auch die Branche. So sagte Andreas Ehlert, Präsident von HANDWERK.NRW, dem WDR: "Die Einführung der Meisterprämie in Nordrhein-Westfalen stärkt die berufliche Fortbildung im Handwerk ganz konkret." Denn sie ermutige und unterstütze junge Menschen, in ihre Fortbildung zu investieren und den Weg in die unternehmerische Selbständigkeit zu gehen. In den kommenden Jahren würden viele Führungskräfte und neuer Unternehmernachwuchs gebraucht. "Da die Meisterprämie an den Erfolg in der Meisterprüfung gekoppelt ist, entspricht dies auch dem Leistungsanspruch des Handwerks", so Ehlert.