"Von der Realität" eingeholt heißt ein Positionspapier der FDP, worin sie ihre Forderung begründet. Der in NRW seit 2011 unterrichtete islamische Religionsunterricht sei gescheitert. Die Oppositionspartei bezieht sich dabei auf eine Studie der Universität Münster und Zahlen des Schulministeriums.
So gebe es für lediglich sechs Prozent der muslimischen Kinder mit Schulpflicht überhaupt ein islamisches Unterrichtsangebot, was auf einen Mangel an Lehrkräften hindeutet. In der Studie seien zudem "Widersprüche in den Einstellungen angehender Lehrkräfte" erkennbar gewesen.
Reform im laufenden Betrieb funktioniere nicht
Die von der FDP angeführte Studie sieht zwar eine hohe Akzeptanz der Demokratie bei den Studierenden, dies gehe aber nicht einher mit einer reformorientierten Einstellung zum Islam. Hinzu, so schreiben es die Freidemokraten in ihrem Positionspapier, kommen Elternbeschwerden, wonach die "Lerninhalte noch als zu liberal" empfunden werden.
"Wir sind der Meinung, eine Reform im laufenden Betrieb funktioniert nicht und man muss einmal den Religionsunterricht auf Stopp setzen, um zu einer langfristigen Lösung zu kommen", sagt FDP-Fraktionschef Henning Höne. Er wisse zwar, dass seine Partei noch vor drei Jahren einen Ausbau gefordert habe, als sie selber das Schulministerium verantwortete. Jedoch würden die neusten Erkenntnisse dagegen sprechen.
Ethikunterricht als Ersatz
Auch die Gefahr, dass dann der Religionsunterrichts für muslimische Kinder wieder in sogenannten "Hinterhof-Moscheen" stattfinden würde, sieht Höne durch ein Ende des derzeitigen Modells nicht. "94 Prozent werden heute auch nicht durch den Unterricht erreicht", so Höne. Deshalb brauche es ein grundlegendes neues Modell.
Statt des islamischen Religionsunterricht soll es aus Sicht der FDP einen verpflichtenden Ethikunterricht geben, an dem alle Kinder teilnehmen müssen, die nicht am katholischen, evangelischen und jüdischen Angebot teilnehmen wollen.
An der Studie, mit welcher die FDP ihre Entscheidung begründet, hatte es jedoch auch Kritik gegeben. Muslimische Elternverbände sprachen von einem "Gesinnungstest" der angehenden Lehrkräfte. Es entstehe durch "teilweise tendenziöse und suggestive Fragen und Antwortmöglichkeiten ein gefährliches Framing", schreibt zum Beispiel das Elternnetzwerk NRW.