Eurasischer Biber frisst Blätter in einem Teich.

Biber-Management: Wie Biber und Mensch zusammenleben sollen

Stand: 24.04.2025, 09:46 Uhr

15 Jahre hat es gedauert, jetzt soll bald ein Handlungskonzept zum Umgang mit dem Biber vorliegen. Der Nager untergräbt zum Teil den Hochwasser-, Baum- und Siedlungsschutz.

Von Doro Blome-Müller

Der Biber war in Nordrhein-Westfalen und Europa nahezu ausgerottet. Die Tiere wurden wegen ihres dichten, weichen Fells und auch ihres Fleisches wegen gejagt. Denn, obwohl sie Säugetiere sind, galten sie nach dem Fasten-Speiseplan der Kirche  wegen ihrer Schwimmfüße und ihrer Lebensweise an Land und im Wasser als Fische und durften somit sogar in der Fastenzeit gegessen werden.

Erfolgreiche Wiederansiedlung

Ein Mann hält einen Kartenausdruck hoch

Der Biber im Kreis Viersen 2025

Seit in den 1980er Jahren in der Eifel und am Niederrhein die mittlerweile unter Naturschutz stehenden großen Nager erfolgreich wieder angesiedelt wurden, haben sie sich entlang der Flüsse weiter im Land verbreitet. Aktuell wird der Biber-Bestand in Nordrhein-Westfalen auf rund 1500 bis 2000 Tiere geschätzt.

Die Rückkehr des Bibers ist für die Natur in NRW eine sehr gute Nachricht, denn: "Wenn Biber in einer Landschaft sind und Dämme bauen, dann explodiert die Artenvielfalt und es hat auch noch andere tolle Aspekte", sagt Biologe Lutz Dahlbeck von der Biologischen Station Düren. Und Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) freut, dass der Biber sogar "die EU-Wasserrahmenrichtlinie, wofür wir eigentlich viel Geld einsetzen müssten, die lange dauert, an manchen Gewässern in kürzester Zeit umsetzt." Da, wo man ihn lässt, wohlgemerkt. Denn es gibt im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen viele Stellen, wo sich der Biber mit seiner Bautätigkeit nicht nur Freunde macht. Interessenskonflikte entstehen.

Konflikte an vielen Stellen

Weil junge Biber sich nach einiger Zeit eigene Reviere suchen müssen, sind sie oft nicht sehr wählerisch, was den Standort ihrer Burg angeht. So schlagen sie ihre Zelte auch schon mal in einem Deich oder in Wasser-Rohrleitungen unter Bahntrassen auf. Bauen sie in Entwässerungsgräben in landwirtschaftlich genutzten Gebieten, stehen schnell Felder unter Wasser, Saaten saufen ab, Landmaschinen wie Trecker sacken im Matsch ein.
Manchmal ziehen sie auch in die Nähe bestehender Siedlungen; das durch Biber-Dämme gestaute Wasser unterspült Straßen und lässt Keller feucht werden. Zum Beispiel in Sonsbeck im Kreis Wesel, wo sich seit fünf Jahren die Geister am Biberdamm scheiden. "Die Entwicklungsgeschichte ist leider nicht so prickelnd für beide Seiten gelaufen. Der Damm wird seit 5 Jahren abgerissen", schildert der Sonsbecker Bäcker und Naturschützer Rolf Ehlert die Lage. Er hat das Angebot des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima, kurz LANUK, angenommen und einen Workshop zum "Biber-Botschafter" belegt. "Ich habe gehört, dass es auch Konfliktlösungen gibt" und die wolle er sich mal anhören.

Lösungsmöglichkeiten

Im Kreis Düren hat man seit Jahren Erfahrungen mit Bibern und Strategien zur Konfliktvermeidung. Der Wasserverband Eifel/Ruhr ist ständig im Einsatz, um die Interessen des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes, namentlich die des Bibers, übereinander zu bringen. Da werden Biber-Bauten vorsichtig aufgegraben, Rohrleitungen mit Drahtkästen gesichert, unauffällige Wasserableitungen um Dämme herum gelegt. Ein Patentrezept zur Bibersicherung gebe es nicht, sagt Jürgen Schiern vom Verband, denn der Biber sei eigenwillig und clever. "Er erfasst die Situation sehr schnell und reagiert  dann immer drauf. Das ist ne Aktion-Reaktion."

Handlungskonzept soll vereinheitlichen

Das Handlungskonzept Biber-Management soll die gesammelten Erfahrungen strukturieren und den Kommunen in Nordrhein-Westfalen Empfehlungen an die Hand geben, wie sie mit Mensch-Biber-Konflikten umgehen. Dass es so lange gedauert habe, liege auch daran, dass es so viele Betroffene gebe, darunter die Deichverbände, Wasserschutzbehörden und Umweltverbände. Sie alle hätten teils sehr unterschiedliche Ansichten zum Thema Bibersicherung, sagt Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Aber jetzt sei wohl endlich weitgehende Einigung erzielt. "Wir werden diesen Leitfaden bald vorlegen."

Werbung für den Biber

Ein Mann erklärt die Lebensweise des Bibers mithilfe eines Präparats und einer Handpuppe

Markus Heines nimmt den Heimatverein Grefrath mit auf Biber-Exkursion

Flankierend bieten Menschen wie Markus Heines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen Biber-Exkursionen an. Als Biber-Berater wirbt er für die Tiere, erklärt Gruppen, wie sie leben. Dass sie Bäume an- und umnagen, um die Rinde zu fressen und an Blätter und Äste zu kommen. Warum ein gewisser Wasserstand vor der Haustür überlebensnotwendig ist. Unter anderem schützt sie der unter der Oberfläche liegende Bau-Eingang nämlich vor Fress-Feinden, wie Wölfen, Luchsen und Seeadlern.
Ganz nebenbei demonstriert Markus Heines auch, was für ein faszinierendes und schönes Tier der "Ökosystem-Manager", wie er in einer Broschüre des BUND genannt wird, ist. "Der Biber hat an der Bauchseite 23.000 Haare pro Quadratzentimeter" , sagt er, hält ein Biberfell hoch und deutet auf die Putzkralle des Nagers. "Der geht nie ohne Bürste aus dem Haus". Damit er immer vor Kälte und Nässe geschützt sei, sei der Biber "bemüht, dass sein Fell immer ordentlich liegt."

Über dieses Thema berichten wir auch im Landesmagazin Westblick auf WDR 5 am 24.05.2025

Unsere Quellen

  • Umweltministerium NRW
  • SPDNRW
  • BUNDNRW
  • LANUKNRW
  • Biologische Station Krickenbecker Seen, Kreis Viersen
  • Wasserverband Eifel/Ruhr
  • Biologische Station Düren

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