Hana Müller-Wiedensee war fassungslos, als sie in der Presse von den Plänen der NRW-Familienministerin las, den Personalschlüssel in Kitas vorübergehend zu lockern. Gemeinsam mit anderen Kölner Eltern startete die Mutter dreier Kinder eine Onlinepetition. Der Titel „Wir lassen nicht zu, dass die Kitas in NRW zu Aufbewahrungsstätten werden!“ Sie sei „so wütend“ gewesen.
In wenigen Tagen mehr als 60.000 Unterschriften
Und damit steht sie nicht allein. Zehntausende haben die Petition bereits unterschrieben. Damit habe sie nicht gerechnet, so Hana Müller-Wiedensee. Sie versteht das als klares Zeichen an die Landesregierung in Düsseldorf. Kitas dürften nicht um jeden Preis auf sein, so die junge Mutter.
Familienministerin Paul verteidigt sich
Andererseits gibt es aber auch Tausende Eltern, die aktuell ständig auf kurzfristige Schließungen ihrer Kita reagieren müssen. Für manche bedeutet das zum Beispiel, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Deshalb versucht NRW-Familienministerin Josefine Paul (B‘90/Grüne) mehr „Stabilität und Verlässlichkeit“ ins System zu bringen, wie sie im WDR-Interview erklärt.
In Sachen Personalbesetzung stellt sie dabei auch klar: „Es müssen immer zwei Kräfte in einer Gruppe sein“. In der Regel sind in einer Kita-Gruppe ca. 20 Kinder, eine ausgebildete Erzieherin und eine weitere Kraft. Nur könnten das in Ausnahmefällen eben auch zwei so genannte Ergänzungskräfte sein, wenn die ausgebildete Erzieherin kurzfristig etwa krankheitsbedingt fehle, so Paul weiter.
Für maximal sechs Wochen solle es reichen, wenn in der ganzen Einrichtung - mit mehreren Gruppen - nur eine sozialpädagogische Fachkraft anwesend ist. Diese wird dann ausschließlich von Ergänzungskräften unterstützt. Bei Kitas mit mehr als 60 Kindern müsse aber mindestens eine zweite Erzieherin vor Ort sein.
Die kommunalen Spitzenverbände begrüßen diese Lockerung der Personalvorgaben. Die Kommunen müssen den Rechtsanspruch auf Kita-Platz umsetzen und sind den Eltern gegenüber in der Pflicht die Betreuung anzubieten.
Kita-Erzieherinnen starten eigene Petition
Diese Entwicklung sei ein Schlag ins Gesicht der Erzieherinnen, die heute schon oft über ihre Grenzen gehen würden, heißt es in einer weiteren Onlinepetition. Dort haben auch bereits mehr als 30.000 Menschen unterschrieben. Ziel ist es die Lockerungen der Personalvorgaben zu stoppen.
Sie sehen das Kindeswohl gefährdet, wenn eine ausgebildete Erzieherin allein die Verantwortung für 60 Kinder tragen müsse. Außerdem würde dies einen Rückschritt bei der frühkindlichen Bildung bedeuten.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 27.11.2024 auch im Radio: WDR 5 Morgenecho ab 06:00 Uhr morgens.