Derzeit treffen sich Laien und Geistliche zur fünften und letzten Synodalversammlung - ein vorläufiger Schlusspunkt des Prozesses, der unter dem Namen "Synodaler Weg" 2019 diskutiert wurde. Dabei geht es um Reformvorhaben, mit denen die katholische Kirche nach den Erschütterungen durch Missbrauchsskandale zukunftsfähig gemacht werden soll. Eine Hauptforderung und zugleich Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der Kirche war die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.
Jetzt wurde beschlossen, die Feiern offiziell einzuführen. Die Zeit bis dahin soll genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erstellen.
Segensfeiern nicht mehr in kirchlichen Grauzonen
Trauung in Berlin
Die Segensfeiern werden in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Genau diese Grauzone kritisierten viele der Synodalen. Es sei an der Zeit, Segensfeiern aus Wohnzimmern und heimlichen Treffen in einer Kirche herauszuholen, hieß es mehrfach. Künftig sollen die Priester, die den Segen spenden, keine Sanktionen mehr zu befürchten haben. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.
WDR-Religionsexperte Theo Dierkes betont, dass kein Bischof gezwungen ist, den Beschluss in seinem Bistum umzusetzen. Allerdings war der Beschluss nach langen Debatten in einem Forum einhellig beschlossen worden. So kann davon ausgegangen werden, dass die meisten Segensfeiern zulassen werden.
Unterschiedliche Positionen in der Weltkirche
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Synodalen auf Konfrontationskurs mit dem Vatikan befinden. Der hatte 2021 klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten.
Unter denen, die in Frankfurt eine Ablehnung des Antrags ankündigten, wurde auf die sehr unterschiedlichen Positionen innerhalb der Weltkirche zu Homosexualität verwiesen. In Afrika seien die Katholiken strikt dagegen, so etwa der Delegierte Emeka Ani. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einer innerkirchlichen Zerrissenheit in dieser Frage, wie sie die anglikanische Kirche derzeit erlebe. Zu den Bischöfen, die gegen die Segensfeiern stimmten, gehörten nach eigenen Worten auch der Passauer Bischof Stefan Oster und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer.
Die mit einer Frau verheiratete Theologin Mirjam Gräve betonte dagegen in der Debatte in Frankfurt: "Segen schenken ist die ureigene Mission von Kirche". Auch die Theologieprofessorin Julia Knop unterstrich: "Wenn Liturgie genutzt wird, um Menschen durch Verweigerung von Segen zu demütigen, widerspricht das dem Willen Gottes."
Der Antwerpener Bischof Johan Bonny berichtete in der Synodalversammlung über die in Belgien bereits erfolgte Einführung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Dies sei relativ geräuschlos verlaufen, berichtete er. Man habe sich informell mit dem Vatikan und Papst Franziskus abgestimmt. Der Papst habe zu ihm nur gesagt: "Das ist Ihre Entscheidung." Es sei ihm wichtig gewesen, dass alle Bischöfe dahinter gestanden hätten.