Hochwasser im Osten Europas

Aktuelle Stunde 17.09.2024 32:07 Min. Verfügbar bis 17.09.2026 WDR Von Susanna Zdrzalek

Keine Entwarnung in Hochwasser-Gebieten

Stand: 18.09.2024, 10:02 Uhr

In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich kämpfen Einsatzkräfte weiter gegen die Fluten. 22 Menschen sind bislang ums Leben gekommen.

In Tschechien werden mehrere Menschen weiter vermisst. Dort unterstützt die Armee in den betroffenen Gebieten. Mehr als 60.000 Haushalte sind vor allem im Nordosten des Landes ohne Strom.

Hochwasser in Wien, Österreich

Im Osten Österreichs herrschte aufgrund des seit Tagen andauernden Regens der Ausnahmezustand. Mehr als 1.800 Gebäude wurden bisher geräumt. Ganze Landstriche stehen unter Wasser. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, der nachlassende Regen habe am Dienstag "etwas Entspannung" gebracht. In vielen Regionen gingen die Pegel "Gott sei Dank" zurück. Das Ausmaß der Schäden sei aber "noch nicht abschätzbar".

Hilfe aus Deutschland für Polen

Hochwasser in Polen, Klodzko

In Polen stieg der Zahl der Toten auf Sieben. Das Deutsche Rote Kreuz will an diesem Mittwoch weitere Hilfstransporte dorthin schicken. Nach Angaben der Hilfsorganisation sollen 2.500 Betten sowie 500 Decken ins Nachbarland gebracht werden. Insbesondere im Südwesten Polens sei die Lage weiter unübersichtlich. Städte und Dörfer seien überschwemmt, Dämme und Brücken zerstört. 

Auch der Solinger Verein "Helfende Schirme" sammelt Hilfsgüter für Menschen, die vom Hochwasser in Polen betroffen sind. An der Kleiderkammer können Hygieneartikel, Bettwäsche, Handtücher oder Lebensmittelkonserven abgegeben werden.

Gesammelt wird dort zum Beispiel am Mittwochnachmittag. Außerdem sucht der Verein noch ein Transportunternehmen mit einem LKW, das die Hilfsgüter von Solingen nach Polen bringen könnte. Vereinsmitglieder würden mitfahren.

So ist die Lage in Deutschland

Die Elbe hat in Dresden die Sechs-Meter-Marke erreicht. Es gilt dort nun laut Landeshochwasserzentrum die Alarmstufe 3. Das bedeutet für die Anwohner, dass bebaute Flächen, überörtliche Straßen und Schienenwege überschwemmt werden können. Am Pegel Schöna im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge galt diese Stufe bereits - am Morgen lag der Wasserstand hier bei etwa 6,56 Meter.

Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden liegt in der Elbe.

Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden liegt in der Elbe.

Nach aktuellen Vorhersagen soll der Wasserstand im Laufe des Tages weiter steigen, bevor er in der Nacht auf Donnerstag wieder leicht sinkt. Demnach wird nicht erwartet, dass das Hochwasser die höchste Alarmstufe 4 ab sieben Metern erreicht wird. 

Auch die Oder-Regionen in Brandenburg bereiten sich auf ein mögliches Hochwasser am Wochenende vor. Die Flüsse Elbe, Neiße und Spree sind schon über die Ufer getreten. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte am Dienstagabend im RBB-Fernsehen: "Wir hoffen das Beste, aber bereiten uns auf das Schlimmste vor."

In Ratzdorf, wo die Oder Deutschland erreicht, gebe es im Gegensatz zum Hochwasser 1997 inzwischen einen Deich, sagte Woidke. Es gebe Vorkehrungen für Spundwände. 1997 erlebte Ratzdorf eine Hochwasser-Katastrophe mit schweren Schäden. 

Lage in Bayern entspannt sich

Im Süden und Osten Bayerns sollte sich die Lage weiter entspannen. So sanken die Wasserstände der Sempt im Landkreis Erding sowie der Donau in Passau unter die Richtwerte für die zweithöchste Warnstufe 3. 

An der Isar in Niederbayern stieg das Wasser dagegen noch an. In Landshut wurde der Richtwert der Meldestufe 3 überschritten. Das bedeutet, dass das Wasser einzelne bebaute Grundstücke oder Keller fluten kann und Sperrungen von Straßen möglich sind.

Für NRW besteht aktuell keine Gefahr. Der Rhein ist vom Abfluss der Wassermassen aus den drei Nachbarländern nicht betroffen. Außerdem bleibt es bei uns trocken.

Das steckt hinter der Wetterlage

Die Ursache für die Regenmassen war ein Zusammenprall von polarer Kaltluft mit nasswarmer Mittelmeerluft auf Höhe der französischen Mittelmeerküste, sagte WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. Durch rekordwarmes Mittelmeerwasser sei die Luft dort "feucht angesuppt". Das bedeutet, das Tief konnte sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen.

Fotografie von Jürgen Vogt

WDR-Meteorologe Jürgen Vogt

Das Tiefdruckgebiet zog dann südlich an den Alpen entlang und weiter Richtung Osteuropa. Dabei regnete es sich dort massiv ab. Meteorologen sprechen in diesem Zusammenhang von einer Vb-Wetterlage (sprich: "5b"). Eine solche Wetterlage war beispielsweise auch für das Oder-Hochwasser 1997 sowie das Elbe-Hochwasser 2002 verantwortlich.

Unsere Quellen:

  • Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • WDR-Meteorologe Jürgen Vogt

Über dieses Thema haben wir am 17.09.2024 auch im Fernsehen berichtet: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.