Paketdienste beklagen zunehmende Gewalt und Rassismus gegen Zusteller

Stand: 22.10.2024, 14:32 Uhr

DHL und DPD stellen immer mehr Übergriffe auf ihre Beschäftigten fest. Sie fordern mehr Respekt - und versuchen ihre Mitarbeiter zu rüsten.

Von Peter Hild

Paketzusteller in Deutschland sind offenbar immer häufiger Angriffen und verbalen Bedrohungen ausgesetzt. "Für unsere 80.000 Zustellerinnen und Zusteller bundesweit sind solche Angriffe Alltag", bestätigt ein DHL-Sprecher in Düsseldorf am Dienstag auf WDR-Anfrage.

Die zuständige Post-Vorständin Nikola Hagleitner hatte in einem Interview mit der Funke Mediengruppe beklagt, dass sich Kunden unter anderem auch beschwerten, wenn Mitarbeitende eine andere Hautfarbe hätten oder keine Briefe von Ausländern ausgehändigt bekommen wollten.

Forderung nach mehr Wertschätzung und Respekt

Viele Zusteller sind Angriffen ausgesetzt | Bildquelle: WDR / picture alliance / SvenSimon

Generell forderte Hagleitner wieder mehr Wertschätzung für Post-Beschäftigte. Das unterstreicht auch Steffen Wunderlich vom Paketdienst DPD: "Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, die Anerkennung und Wertschätzung gegenüber den verschiedenen Berufsgruppen - gerade auch im Dienstleistungsbereich - wieder stärker in der Gesellschaft zu verankern."

Die Unternehmen versuchen in Schulungen und Trainings ihre Mitarbeiter schon seit längerem auf mögliche Konfliktsituationen vorzubereiten. "Diese Schulungen sollen sicherstellen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen reagieren können. Darüber hinaus stehen die Vorgesetzten in den Depots in ständigem Kontakt mit den verantwortlichen Zustellern, um bei Bedarf schnell Unterstützung bieten zu können", betont DPD-Sprecher Wunderlich.

Angriffe auf Paketboten nehmen zu WDR Studios NRW 22.10.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 22.10.2026 WDR Online

Immer wieder Vorfälle auch in NRW

Angriffe auf Zusteller gibt es auch immer wieder in NRW. Im August wurde in Duisburg ein Paketbote attackiert, weil er seinen Transporter ungünstig am Fahrbahnrand parkte und nachfolgende Autos nicht schnell vorbeikamen.

Überregional Schlagzeilen machte im Sommer außerdem ein Hochhaus in Duisburg, in das DHL fast ein halbes Jahr lang keine Pakete mehr lieferte, weil Zusteller dort so häufig angegangen worden waren. Erst seit einigen Wochen wird testweise wieder eine Zustellung an zwei Tagen in der Woche unter Begleitung versucht.

Gewalt gegen öffentliche Dienstleister auf Höchststand

Bundesinnenministerin Nancy Faeser | Bildquelle: dpa

Der Verweis der Paketdienste, dass auch andere Dienstleistungsgruppen mit ähnlichen Erfahrungen zu kämpfen haben - etwa Busfahrerinnen und Busfahrer, Feuerwehrleute und Rettungskräfte - untermauern aktuelle Zahlen, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erst vor einigen Tagen vorgestellt hatte. Demnach hat die Zahl der Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht, insgesamt wurden 2023 rund 50.000 Fälle gezählt, ein Plus von acht Prozent zum Jahr davor.

Faeser will deshalb Betroffene besser schützen: "Wir haben gerade erst Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, damit die Bundespolizei Taser rechtssicher einsetzen kann, um gefährliche Täter zu stoppen und die Einsatzkräfte selbst zu schützen. Außerdem verschärfen wir das Strafrecht, um Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zu schützen, die in gefährliche Hinterhalte gelockt werden."

Quellen:

  • Paketdienst DPD
  • Sprecher Deutsche Post
  • Bundesinnenministerium
  • Interview Funke Mediengruppe mit Post-Vorständin

Über das Thema berichten wir am 22.10.2024 auch im WDR Fernsehen, in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.