Fast überall fehlt Wasser - Wo die Dürre für Probleme sorgt

Stand: 18.06.2023, 13:42 Uhr

In NRW gab es lange keinen Regen. Die nächsten Tage könnten zwar einige Schauer bringen, aber der trockenen Natur hilft das kaum. Ein Überblick.

Die ersten Wasserwerke stoßen an ihre Grenzen, Landwirte schauen besorgt auf ihre Felder, und Hausbesitzer wässern eifrig ihren Rasen. Schon im Frühsommer macht die Trockenheit in Nordrhein-Westfalen Probleme. Dabei war der Frühling so nass wie seit Jahren nicht.

Volle Talsperren

Wasser gibt es etwa in den Talsperren des Ruhrverbands, der 4,6 Millionen Menschen versorgt, gerade reichlich. Der Winter und der Frühling waren extrem nass. Im März sei im Bereich der Talsperren so viel Regen gefallen wie seit 25 Jahren nicht mehr. Deshalb sind die Wasserspeicher zu gut 93 Prozent gefüllt - besser als sonst um diese Jahreszeit. "Das Wasser in den Talsperren wird reichen, selbst wenn es den ganzen Sommer nicht mehr regnen sollte", sagt ein Sprecher.

Wenig Grundwasser

Schwieriger könnte die Situation in Regionen werden, in denen es keine Talsperren und keine großen Flüsse gibt. Dort wird das Trinkwasser oft aus dem Grundwasser gewonnen - doch das hat sich in einigen Regionen trotz der Niederschläge im Winter und Frühling noch nicht wieder regenerieren können. Vor allem westlich des Rheins sind selbst sehr tiefe Bodenschichten nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung noch ungewöhnlich trocken.

Hoher Wasserverbrauch

Sorgen bereitet einigen Versorgern der sehr hohe Wasserverbrauch. Viele Hobbygärtner wässern schon intensiv ihre Beete. Noch gravierender ist allerdings ein anderer Trend: Auf immer mehr Grundstücken werden jetzt im Frühsommer die mobilen Pools gefüllt, die häufig viele tausend Liter Wasser fassen. Die Versorger im Tecklenburger Land und in Emmerich am Niederrhein beispielsweise kommen mit der Wasseraufbereitung fast nicht mehr hinterher. Die Stadtwerke Emmerich schickten ihren Bürgern einen dringenden Appell, "von Gartenbewässerung und Befüllung von Swimmingpools bis auf Weiteres abzusehen". Andernfalls "ist die Gefahr groß, dass das Trinkwasser in Emmerich knapp wird".

Trockene Böden

Seit 2018 hat es nach Angaben des Landesamts für Natur und Umwelt (Lanuv) in NRW zu wenig geregnet. Über die Jahre fehle schon so viel Niederschlag, wie er statistisch gesehen in eineinviertel Jahren fällt, rechnet der Ruhrverband vor. Weil die tiefen Bodenschichten trocken sind, versickert Regenwasser schneller als gewöhnlich - und die Pflanzen kommen an das Wasser nicht mehr heran. Beim sogenannten Pflanzenverfügbaren Wasser geht der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums inzwischen davon aus, dass Pflanzen in weiten Teilen des Rheinlands und auch im Münsterland schon nicht mehr in der Lage sind, noch Feuchtigkeit aus dem Boden zu ziehen. Viele Pflanzen halten das nicht lange aus und vertrocknen.

Landwirtschaft

Die Lage auf den Feldern ist regional sehr unterschiedlich. Während die sandigen Böden im Münsterland schon extrem trocken seien, sei das Getreide auf Feldern mit lehmhaltigen Böden noch besser mit Feuchtigkeit versorgt, sagt eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer NRW. Auffällig sei, dass das Getreide vielerorts viel zu früh reif und gelb werde. "Das passiert durch die Trockenheit drei Wochen früher als sonst." Besonders folgenschwer sei die Trockenheit beim Wintergetreide. "Da reichen die Wurzeln noch nicht so weit in die Tiefe und das Getreide muss das Wasser aus den oberen Schichten ziehen." Aber gerade die sind fast überall komplett ausgetrocknet.

Waldbrandgefahr

Vor allem für das Rheinland stuft der Deutsche Wetterdienst die Gefahr von Bränden in den Wäldern als hoch ein. Der Gefahrenindex steht dort auf Stufe vier von fünf. In anderen Regionen wie dem Sauerland und dem Münsterland gilt die mittlere Warnstufe drei. Besonders hoch ist die Gefahr nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz in kranken Fichtenwäldern. Wo die Bäume etwa durch den Borkenkäfer geschwächt sind, liegen viele trockene Holzreste, die leicht Feuer fangen können.

Wasser für Tiere

Wenn kleine Bäche und Seen austrocknen, kann es auch für Tiere gefährlich werden. Der Kreis Coesfeld hat mit Rücksicht auf die Tiere die Entnahme von Wasser aus Flüssen bereits verboten. Vor allem Vögeln könne man bei der anhaltenden Trockenheit leicht helfen, sagt Birgit Königs von der Naturschutzorganisation Nabu. "Rotkehlchen, Blaumeisen und Amseln sind froh, wenn sie im Garten eine Badestelle finden." Zu tief sollte das Gefäß nicht sein, sonst kämen Tiere im schlimmsten Fall nicht mehr heraus und könnten ertrinken. "Blumentopfuntersetzer haben eine gute Höhe", sagt Königs. Wichtig sei, das Wasser täglich zu wechseln, damit sich über die kleine Wasserstelle keine Krankheiten verbreiten.

Wasserqualität in Seen

Wärme wirkt sich auch aus auf Bakterien, Temperatur und Sauerstoff in Gewässern. Stimmen diese Werte nicht, leidet die Wasserqualität: Es sterben die Fische. Der Aasee in Münster ist ein trauriges Beispiel dafür. Dort verendeten 2018 tonnenweise Tiere. Aktuell steigt die Gefahr für solche Ereignisse wieder. In Dortmund-Eving rief ein besorgter Anwohner das THW, weil möglicherweise ein See umzukippen drohte. Das THW rückte mit Pumpen an und pumpte die ganze Nacht über, damit Sauerstoff in das Gewässer kommt. Durch das Pumpen und Umwälzen sank außerdem die Wassertemperatur um zwei bis drei Grad.

Flüsse und Schifffahrt

Am Rhein sinken die Pegelstände derzeit kontinuierlich. Von den Niedrigwasserwerten, wie sie im Sommer durchaus üblich sind, ist der Fluss aber noch weit entfernt, sagt eine Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn. Selbst an den für die Schifffahrt neuralgischen Punkten am Mittelrhein sei die Fahrrinne für die Schiffe noch rund 2,5 Meter tief. Im vergangenen Jahr um diese Zeit habe der Rhein bereits etwas weniger Wasser geführt als jetzt.