Aus dem 55-köpfigen Gremium stimmten in der Stichwahl 36 Mitglieder für Katrin Vernau. Die Amtszeit der Nachfolgerin von Tom Buhrow beträgt sechs Jahre und beginnt am 1. Januar 2025. Als Intendantin leitet sie den WDR. Sie trägt außerdem die Verantwortung für die Programmgestaltung und für den gesamten Betrieb der Anstalt.
Vernau bedankte sich nach der Wahl für das Vertrauen. Sie sagte: "Es ist mir eine große Ehre, ab 2025 das Amt der WDR-Intendantin zu übernehmen und als vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk Überzeugte – und nicht zuletzt als 'Maus'- Fan – auch eine Herzensangelegenheit." Sie sei sich der Verantwortung der Position mehr als bewusst. Der WDR stehe vor großen Herausforderungen.
Corinna Blümel, die stellvertretende Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, sagte nach der Wahl: "Wir sind davon überzeugt, dass Katrin Vernau durch ihre vielfältige Erfahrung innerhalb und außerhalb der ARD über ein hohes Maß an Expertise und Managementerfahrung verfügt, um den Herausforderungen im öffentlich-rechtlichen System zu begegnen und den WDR zukunftsfest aufzustellen." Sie bringe den Mut und die Durchsetzungskraft mit, die für den Wandel und die Innovation im WDR unabdingbar seien.
Vernau war interimsweise Intendantin beim rbb
Dr. Katrin Vernau (geboren 1973 in Villingen-Schwenningen) ist seit 2015 Verwaltungsdirektorin des WDR. Von 2022 bis 2023 war sie Interims-Intendantin des rbb und für diese Zeit beim WDR beurlaubt. Nach ihrer Promotion an der Universität Potsdam war sie Kanzlerin der Universitäten Ulm und Hamburg, anschließend Partnerin in der Unternehmensberatung Roland Berger. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sie sich ehrenamtlich in verschiedenen Stiftungsräten und hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht.
Vier Kandidaten standen zur Wahl
Zur Wahl gestellt hatten sich neben Vernau drei weitere Kandidaten: Der Tagesthemen-Moderator und Zweite Chefredakteur der Gemeinschaftsredaktion ARD-aktuell, Helge Fuhst (40), der WDR-Programmdirektor und Presseclub-Moderator Jörg Schönenborn (59) und der Washington-Studioleiter des ZDF, Elmar Theveßen (57). Diese Vier waren zuvor von einer Findungskommission aus 18 Bewerbungen ausgewählt worden.
Der WDR-Rundfunkrat ist das Kontrollgremium aus ehrenamtlichen Vertretern vieler Gruppen, die einen Querschnitt der Bevölkerung repräsentieren sollen. Im Rundfunkrat sitzen 55 Menschen.
Bei der Wahl gab es zwei Wahlgänge. Um direkt gewählt zu werden, wäre im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit nötig gewesen. Das war nicht der Fall. Es gab deshalb eine Stichwahl zwischen Helge Fuhst und Katrin Vernau.
"Den rbb in ruhiges Fahrwasser gebracht"
Vorgänger Tom Buhrow gratulierte Katrin Vernau zur Wahl. Auf sie warte ein wichtiges und spannendes Amt in herausfordernden Zeiten. "Im WDR hat sie als Verwaltungsdirektorin bereits viele Herausforderungen gemeistert und Mut für schwierige Entscheidungen bewiesen. In der ARD verdanken wir ihr, dass sie den rbb als Interims-Intendantin wieder in ruhiges Fahrwasser gebracht hat. Mit dieser Erfahrung und einer starken Geschäftsleitung an ihrer Seite wird Katrin Vernau den WDR erfolgreich in die Zukunft führen."
Buhrow steht seit 2013 als WDR-Intendant an der Spitze des größten ARD-Senders. Davor war er schon Millionen Zuschauern unter anderem als Moderator der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde" und der Tagesthemen im ARD-Fernsehen bekannt. Außerdem berichtete er als Korrespondent für die ARD aus Washington und Paris.
Warum Tom Buhrow vorzeitig das Amt abgibt
Buhrow gibt das Amt vorzeitig zum Ende dieses Jahres ab. Zur Begründung sagte er, dass er bis zum Beginn der neuen Beitragsperiode ab 2025 einen reibungslosen Übergang ermöglichen will. Eigentlich hätte die 2019 gestartete zweite Amtszeit als Senderchef bis Ende Juni 2025 gedauert.
Buhrow hinterlässt große Fußstapfen. Er reformierte im größten ARD-Sender. In den vergangenen Jahren gab es einen Sparkurs mit dem Abbau von Hunderten Arbeitsplätzen. Zuletzt entwarf Buhrow ein großes Bild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Zukunft.
Den WDR in die Zukunft führen
In der Vorstellungsrunde vor dem Rundfunkrat hatte Vernau vor der Wahl acht Punkte präsentiert, wie sie den öffentlich-rechtlichen ARD-Sender in die Zukunft führen will. Sie sprach sich unter anderem für mehr Regionalität, mehr Mut zur Gestaltung der ARD-Reformen und mehr Kooperationen mit privaten Unternehmen etwa auf dem Feld Künstliche Intelligenz aus. Die notwendige Transformation des WDR gehe deutlich über eine journalistische Aufgabe hinaus, sagte Vernau.
Im Gegensatz zu den drei anderen Kandidaten ist die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin von Haus aus keine Journalistin. Anders als bei den anderen Kandidaten fiel ein weiteres Detail in der Wahlsitzung auf: Die Rundfunkratsmitglieder hatten am Ende offenbar keine offenen Fragen mehr an Vernau - denn die vorgegebenen 20 Minuten Fragezeit, die auf einem großen Screen runterzählten, wurden bei der Managerin nicht ausgeschöpft.