Alleinerziehend und allein gelassen Menschen hautnah 07.03.2024 43:59 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2099 WDR Von Susanne Jäger

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Alleinerziehende arbeiten immer mehr

Stand: 08.03.2024, 06:00 Uhr

Teil 2/2 - Alleinerziehende haben hohes Armutsrisiko

Von Julian Budjan

Zahlt der der ehemalige Partner keinen Unterhalt, gibt es weniger Geld

In diesem Fall springt der Staat ein - allerdings mit einem deutlich geringeren Betrag als dem betreuenden Elternteil eigentlich zusteht. So müssen Unterhaltspflichtige mit einem Job, der ihnen 2.100 Euro netto oder weniger einbringt, mindestens 551 Euro für ein sechs- bis elfjähriges Kind entrichten, die Hälfte des Kindergeldes, also 125 Euro, kann hiervon abgezogen werden.

Beim Unterhaltsvorschuss, der als Ausfallleistung vom Staat bezahlt wird, wird dagegen das volle Kindergeld von 250 Euro angerechnet. Übrig bleiben für die gleiche Altersgruppe 301 Euro - also 125 Euro weniger als der Mindestunterhalt.

Hohes Armutsrisiko für Alleinerziehende

Das ist nur einer von vielen Faktoren, warum Alleinerziehende immer noch die gesellschaftliche Gruppe mit der höchsten Gefahr sind, in die Armut zu rutschen oder sozial ausgegrenzt zu werden.

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Das zeigt die Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-Silc), die das statistische Bundesamt im Auftrag der Europäischen Union alle zwei Jahre durchführt. Demnach ist fast jedes zweite alleinerziehende Elternteil armutsgefährdet, dreimal so häufig wie Paare mit Kindern.

Jedes vierte alleinerziehende Elternteil hat weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland zur Verfügung. Am eindrücklichsten ist aber wohl die Zahl, das fast einer oder eine von sechs Alleinerziehenden nicht nur materielle sondern auch soziale Entbehrungen erfährt.

Viele Alleinerziehende werden sozial abgehängt

Diese Einordnung ist an Armutskriterien geknüpft. Sieben von 13 müssen mindestens erfüllt sein. Dazu zählen, dass sich ein Haushalt nicht einmal jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fisch, Fleisch oder gleichwertiger Proteinzufuhr leisten, Rechnungen oder Hypotheken nicht rechtzeitig bezahlen oder die Wohnung angemessen heizen kann.

Auch fehlende Mittel für neue Kleidung oder regelmäßige Freizeitaktivitäten sind Teil des Ausdrucks von Armut von Alleinerziehenden.