Die neue Corona-Variante und die Frage nach einer Herbstwelle in NRW

Stand: 13.09.2024, 16:27 Uhr

Viele Medien thematisieren derzeit oft die neue Corona-Variante KP.3.1.1. Aber gibt es wirklich Grund zur Sorge?

Die hochsommerlichen Temperaturen sind Vergangenheit, in NRW macht sich seit dieser Woche der Herbst breit und immer mehr Menschen werden krank. Nicht jeder, dem die Nase läuft oder der Hals kratzt, hat Corona. Aber das Virus ist immer noch da.

Aktuell sorgt die Covid-Untervariante KP.3.1.1 für viel Gesprächsstoff. Die Variante könne Antikörper umgehen, die durch Impfungen oder Infektionen gebildet wurden, so die MDR-Wissenschaftsredaktion. Es sei anzunehmen, dass nun wieder viele Menschen, die im vergangenen Dreivierteljahr nicht an Corona erkrankt waren, empfänglich für eine neue Ansteckung werden. Aber droht uns damit auch eine Corona-Herbstwelle?

Viruslast im Abwasser stagniert auf niedrigem Niveau

Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen gibt erst mal Entwarnung. Die Behörde teilte dem WDR schriftlich mit, die SARS-CoV-2-Viruslast liege im Landesmittel aktuell bei etwa 200.000 Genkopien pro Liter Abwasser. Dies entspreche dem Niveau von Mitte September 2023. Unterm Strich sind die Zahlen also deutlich niedriger als im November und Dezember 2023; damals waren es bis zu 1,2 Mio. Genkopien pro Liter Abwasser. Wie sich die Viruslast im Abwasser in den kommenden Wochen und Monaten entwickele, sei nicht vorhersehbar.

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Beim Blick auf das bisherige Jahr 2024 gingen die Coronavirus-Zahlen mal hoch, mal runter. Laut NRW-Abwassermonitoring gab es im April die geringste Viruslast. Ab Anfang Mai stieg sie langsam wieder an. Nach einem zwischenzeitlichen Höhepunkt Anfang Juli war die Kurve zuletzt wieder rückläufig und stieg nur noch ganz leicht an.

Abwassermonitoring als Frühwarnsystem

Das Abwassermonitoring spielt eine wichtige Rolle, um das Infektionsgeschehen zu beobachten. Das Land will so einen Überblick über das Infektionsgeschehen in NRW bekommen und Corona-Wellen erkennen - auch schon bevor die Zahlen hoch sind. Für das Gesundheitsministerium ist das Abwassermonitoring ein Frühwarnsystem, etwa um überfüllte Krankenhäuser zu vermeiden.

In welchen Kläranlagen in NRW findet Corona-Abwassermonitoring statt?

Zurzeit wird das Abwasser in NRW in 20 Kläranlagen auf Corona getestet. Wegen fehlender oder unvollständiger Daten werden nicht in jeder Analyse alle Kläranlagen berücksichtigt. Messstationen für Corona-Viren im Abwasser gibt es an folgenden Orten in NRW:

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Mit diesen Kläranlagen wird laut Landeszentrum Gesundheit das Abwasser von 6,15 Millionen Einwohnern aus NRW erfasst - das entspricht etwa 34 Prozent der Menschen bei uns im Westen.

Wie wird Abwasser auf Corona getestet?

Kläranlage Bottrop testet Abwasser auf Corona | Bildquelle: WDR

Zweimal pro Woche werden in den Kläranlagen Proben genommen. Das Ziehen der Proben erfolgt vollautomatisch, erklärt der Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft/Lippeverband. Eine Maschine entnehme über 24 Stunden in regelmäßigen Abständen Abwasser und mische diese. Zweimal die Woche ziehe dann ein Mitarbeitender eine Probe und sende diese ans Labor für die Analyse. Auf Basis dieser Daten veröffentlicht das Landeszentrum für Gesundheit (LZG.NRW) jeden Montag neue Werte.

Wie zuverlässig sind die Werte?

Das Abwassermonitoring in NRW ist Teil eines bundesweiten Forschungs- und Pilotvorhabens. Der Ansatz wird von Wissenschaftlern noch weiterentwickelt. "Das Infektionsgeschehen lässt sich aus den Daten des Abwassermonitorings bisher nicht immer zuverlässig abbilden", sagt eine Sprecherin des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen.

Unsere Quellen:

  • Aktueller Wochenbericht Abwassermonitoring
  • Infos vom Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen
  • Infos vom Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft/Lippeverband
  • Infos vom NRW-Gesundheitsministerium
  • Intensivregister
  • MDR