Im Supermarkt bei teuren Markenprodukten zugreifen - oder auf die vermeintlich billigen Produkte und Eigenmarken setzen? Was eigentlich am günstigsten ist, steigt im Preis am meisten. Das wurde jetzt in einer Studie nachgewiesen. Zwei Wirtschaftsforscher der Harvard-Universität in den USA und der kanadischen Zentralbank haben sich in zehn Ländern die Preise für Eigenmarken und Billigprodukte der großen Discounter angeschaut und mit denen der Markenprodukte verglichen.
Ergebnis für Deutschland: Die Preise für teure Lebensmittel sind von Januar 2020 bis Mai 2024 um 15 Prozent gestiegen – bei den Billigprodukten war der Anstieg fast doppelt so hoch. Das nennen Fachleute "Cheapflation". Doch wie kann es dazu kommen? Das HR-Verbrauchermagazin Mex hat nachgefragt. Zum Beispiel bei Sven Reuter von der Preisvergleichs-App Smhaggle. "Die Preise bei Eigenmarken steigen in der Regel doppelt so viel wie die Markenprodukte", so Reuter. Das könne man etwa bei Keksen, bei Orangensaft oder bei Kaffee ausmachen.
Gestiegene Nachfrage Grund für den Preisanstieg
Grund für den Anstieg sei die gestiegene Nachfrage, erklärt David Georgi, Preisforscher und Markenexperte vom Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ. In den vergangenen Jahren mit hoher Inflation hätten die Verbraucher vermehrt Eigenmarken gekauft. Und mit dieser höheren Nachfrage konnten die Eigenmarken auch höhere Preise verlangen.
"Die Lücke zwischen Marke und Eigenmarke im Preis war natürlich in Deutschland auch relativ groß", sagt Georgi. Gleichzeitig habe die Eigenmarke in Deutschland ein extrem gutes Standing bei den Konsumenten auch hinsichtlich der Qualität. Das seien Aspekte, in denen man die Möglichkeit hatte, preislich gesehen mehr anzuziehen als es für den Markenhersteller möglich war.
Teuer ist nicht automatisch besser
Eigenmarken-Produkte oft von Markenherstellern
In der Regel werden bei den günstigeren Varianten andere Zutaten verwendet. Nicht selten kommen Billigmarken aber tatsächlich vom selben Hersteller wie die bekannteren, teureren Produkte. Der Preis allein sagt also noch nichts über die Qualität aus.
Stella Glogowski, Expertin für Lebensmittel und Ernährung von der Verbraucherzentrale Hessen betont: Teuer ist nicht automatisch besser. "Es ist sogar so, dass ein großer Vergleich von Stiftung Warentest gezeigt hat: Eigenmarken sind zum Teil von der Qualität her besser als die Markenprodukte", so Glogowski.
Manchmal bevorzugen Kunden Markenprodukte
Tatsächlich sind Eigenmarken vieler Discounter bei den Kunden äußerst beliebt. Es gibt aber auch Produktgruppen, in denen die Kunden ganz klar bekannte Marken bevorzugen, erklärt Lebensmittelexpertin Stella Glogowski. Dies seien Artikel, bei denen Verbraucher einen besonderen Qualitätsanspruch haben, etwa eine ganz bestimmte Schokoladensorte oder eine ganz bestimmte Art eines vegetarischen Brotaufstrichs. Hier spielten das Vertrauen in die Marke und die Qualitätseigenschaften eine große Rolle.
Bisher sind die meisten Eigenmarken immer noch deutlich günstiger als ihr teures Marken-Pendant. Aber: Der Preisabstand zwischen Billig- und Markenprodukte wird zusehends kleiner.
Über dieses Thema berichten wir am 29.1.2025 in den Hörfunk-Wellen der ARD.
Unsere Quellen:
- Sven Reuter von der Preisvergleichs-App Smhaggle gegenüber dem HR-Verbrauchermagazin Mex
- David Georgi, Preisforscher und Markenexperte vom Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ gegenüber dem HR-Verbrauchermagazin Mex
- Stella Glogowski, Expertin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Hessen gegenüber dem HR-Verbrauchermagazin Mex