Aus der Ferne sieht man die waghalsigen Kurven einer Achterbahn. „Tiger & Turtle“ verheißen Geschwindigkeitsrausch und Nervenkitzel. Doch beim Näherkommen erkennt man: Der Tiger springt nicht. Kein Wagen rast in die Höhe. Dynamischer Stillstand.
Entdeckung der Langsamkeit
Eindrucksvolle Kulisse: Duisburgs Industrielandschaft
Die begehbare Installation, weithin sichtbar auf der Kuppe einer begrünten Giftmüllhalde im Süden Duisburgs, spielt mit unseren Erwartungen. Das Künstlerduo Heike Mutter und Ulrich Genth lockt mit dem Bild einer monumentalen Jahrmarktmaschine. Doch das Labyrinth des Auf und Ab muss in Eigenregie bewältigt werden – über 249 Stufen im behäbigen Gang einer Schildkröte.
Als Höhepunkt: ein gewaltiger Loop – exzentrisch, provokativ und unerreichbar. Auf siebzehn Stützen bildet die 20 Meter hohe Skulptur nur scheinbar eine geschlossene Schleife. Der erwartete Rundgang bricht ab. Die Strecke ist zweigeteilt. Über schmale Stege und Gitterroste endet der Weg jedes Mal vor dem Loop. Die waghalsige Umdrehung zwingt zu Umkehr und Neustart.
Die Großskulptur „Tiger & Turtle“ ist seit dem 13. November 2011 nach zwei Jahren Bauzeit für das Publikum geöffnet.
Geschwindigkeit und Stillstand
Seit 2011 verzaubert „Tiger & Turtle – Magic Mountain“ eine Halde im Duisburger Angerpark, die durch die Umschichtung großer Mengen giftiger Zinkschlacke entstanden ist. Auf die Vergangenheit der Duisburger Schwerindustrie weisen auch die Baumaterialien Stahl und Zink hin. Die Großskulptur ist der Siegerentwurf eines internationalen Wettbewerbs zur Gestaltung einer Landmarke auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe.
Buchtipp
Tiger & Turtle – Magic Mountain.
Eine Landmarke in Duisburg von Heike Mutter und Ulrich Genth
Hrsg. von Söke Dinkla, Peter Greulich und Karl Jansse
Hatje Cantz Verlag 2012, Preis: 29,80 Euro
Autor: Martina Müller