Thomas Ruff gehört zu den erfolgreichsten der so genannten Becher-Schüler, seine Werke erzielen auf dem internationalen Kunstmarkt Höchstpreise. Wie seine Lehrmeister fotografiert auch er in Serie: Häuser und Sterne, Akte, "jpegs" und - Portraits. Die großformatigen Aufnahmen (210 cm x 165 cm) seiner Kommilitonen an der Düsseldorfer Kunstakademie entstanden zwischen 1983 und 1987. Sie haben Thomas Ruff bekannt gemacht.
Die Kunst als Welttheater
Ganz nüchtern hat er die Männer und Frauen abgelichtet: neutraler Hintergrund, hartes Licht, Lächeln unerwünscht. Ihr sozialer Kontext ist komplett ausgeblendet. Nichts Privates geben die Portraits preis. "Die innere Wahrheit einer Person kann nie in einem Bild dargestellt werden", so Ruff. Die Ästhetik seiner Serie erinnert an gigantische Passfotos. 40 Menschen mit unbewegtem Gesicht. Manche sehen an uns vorbei, andere schauen uns an. Und wieder andere im Profil - wie auf Polizeifotos, wie Verdächtige, die identifiziert werden wollen.
Thomas Ruff hat seine Generation fotografiert. Alle Portraitierten sind in einer ähnlichen Lebenssituation wie er selbst: Studenten, die die Zukunft noch vor sich haben. Wer von ihnen wird Malerfürst und wer Taxifahrer? Ruff lässt uns im Dunkeln. Dabei wüssten wir so gerne mehr über die Menschen auf den Bildern. Wie heißen sie? Was machen sie heute? Sind sie glücklich? Oder tot?
Für den Künstler sind seine Bilder Dokumente des Unglaubens. "Das Vorbild für die Fotografie in meiner Generation ist nicht mehr die Wirklichkeit, sondern die Bilder, die wir von dieser Wirklichkeit kennen", sagt er.
Buchtipps
Patricia Drück: Das Bild des Menschen in der Fotografie. Die Porträts von Thomas Ruff Dietrich Reimer Verlag 2004 Preis: 49 Euro
Thomas Ruff, Fotografien 1979 - heute Hrsg. von Matthias Winzen Verlag der Buchhandlung König 2003 Preis: 49,80