Er ist aufwändig mit Giebeln bestückt, der Haupteingang des Doms zu Münster. Keine schlichte Pforte, vielmehr eine Vorhalle, ein Atrium - ein „Paradies“. Überlebensgroße Steinfiguren, eingelassen in die Wände, stehen hier Spalier. Es sind herausragende Kunstwerke der deutschen Skulptur im 13. Jahrhundert.
Entstanden in verschiedenen Dekaden, von mehreren Meistern und Gehilfen geschaffen, bilden die Plastiken doch eine homogene Gruppe: die zwölf Apostel vor Kopf, Heilige und Stifter in den Seitennischen. Ursprünglich waren sie wohl anders angeordnet.
Eingang zum Himmel auf Erden
Die Apostel ähneln einander, und doch ragt mancher heraus, verrät die prägende Hand eines besonders talentierten Meisters. Bei einigen Figuren wissen wir gar nicht, wen sie darstellen. Klar aber ist: Wir blicken zu ihnen auf. Sie stehen erhöht, aufrecht, ehrwürdig. In ihrer Zeit waren sie farbig. Sie müssen überaus lebendig, monumental und Respekt einflößend gewirkt haben. Dem irdischen Recht, den Sendgerichten, die damals in diesem Raum tagten, verliehen sie himmlische Autorität.
All diese Apostel und Heiligen wurden im frommen Mittelalter verehrt. Insbesondere der Heilige Laurentius. Das Rost, auf dem er zu Tode gequält wurde, und der Palmwedel kennzeichnen ihn als Märtyrer. Ein Fries würdigt die heilige Mutter, Maria. Und es erzählt von Paulus, dem bedeutendsten Missionar des Urchristentums und Namenspatron des Domes.
Oberhalb der Doppeltür thront Jesus selbst. An ihm führt kein Weg vorbei. Das „Paradies“ ist gleichsam der Eingang zum Himmel auf Erden, zur Kirche.
Autorin: Claudia Kuhland