Ein Becken, das das Sakrament der Taufe erklärt und zelebriert. Damals war das auch Missionsarbeit, ein Aufruf, dem Glauben beizutreten. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts schuf es der Goldschmied Reiner von Huy. Es hat ihn unsterblich gemacht.
Erstaunlich lebendig schälen sich die Figuren aus der Oberfläche - inspiriert von Antike und Byzanz und doch ganz eigen. Aus Wachs geformt, in Messing gegossen und mit Gold überzogen, machten sie die maasländische Goldschmiedekunst international berühmt. Die Abdeckung ist verschollen. Seit den Zerstörungen der französischen Revolution steht das Becken in der einst romanischen, später barocken Stiftskirche Saint Barthélemy.
Eines der frühesten und schönsten Taufbecken
Symbolisch getragen wird es von einem Dutzend Ochsen. Sie stehen für die zwölf Apostel und zugleich für die zwölf Stämme Israels aus dem alten Testament. In Bildern und Schriften erzählt das Taufbecken Geschichten: Hier ruft Johannes der Täufer die Zöllner zur Buße auf, dort segnet er zwei Frisch-Bekehrte. Durch Bäume getrennt, ranken sich die Motive um eine zentrale Szene: In den Fluten des Jordan wird Jesus, Mensch und Sohn Gottes, von Johannes getauft. Er macht das Zeichen der Dreieinigkeit, Vater, Sohn, Heiliger Geist. Die Engel beugen sich ehrerbietig, über allem wacht Gott Vater. Der Erzählkreis schließt sich mit einer Doppeltaufe: Der Apostel Johannes gewinnt den Philosophen Crato für den christlichen Glauben. Und Petrus einen Römer.
Im Mittelalter änderten die Christen ihren Taufritus: Sie ersetzten das Untertauchen durch Übergießen. Eines der frühesten und schönsten Taufbecken und zugleich eine herausragende Skulptur ist bis heute in Lüttich zu bestaunen.
Autorin: Claudia Kuhland