Seit über 100 Jahren gibt es das Mönchengladbacher Museum für bildende Kunst. 1982 wurde der Neubau eröffnet – geplant und ausgeführt vom Wiener Architekten Hans Hollein (1931-2014), einem Pionier der Postmoderne.
Ein Tempel für die Kunst
Alt und neu: der Museumsbau und die Abtei
Mit den Entwürfen begann Hans Hollein bereits 1972. "Ich bin an die Planung dieses Museums als Architekt und als Künstler herangegangen. Als Künstler, der sowohl einen engen Bezug zu den dort präsentierten Kunstwerken hat, als Künstler, der selbst Kunstwerke (die in Museen stehen) produziert, und als Künstler, der ein Bauobjekt als Kunstwerk auffasst."
Phantasievolles Ensemble
Der Bau lebt von der Konfrontation mit der Nachbarschaft, spielt mit dem Nebeneinander von Kirche und Kunst. Ganz bewusst hat der Architekt das historische Stadtbild mit der Abtei und die ausgeprägte Hanglage ihres Gartens in seine Planungen integriert. Gespiegeltes, Geschwungenes und die von Fabrikhallen abgeschauten Sheddächer - eine Aneinanderreihung mehrerer Pultdächer - versammelt Hollein zu einem phantasievollen Ensemble, das zum viel bestaunten Vorbild für nachfolgende Museumsbauten wurde.
Museum Abteiberg, Mönchengladbach
Funktional, ästhetisch, revolutionär
Das Innere bietet Platz für individuelle Präsentationen. Es ist "ein Angebot vielschichtiger Situationen, die für ein Kunstwerk entdeckt werden, auf die ein Kunstwerk antwortet". Der Besucher ist eingeladen, ohne vorgegebene Route auf Entdeckungsreise zu gehen durch ein Labyrinth aus kleeblattförmigen Räumen. Auf jedem der drei Stockwerke öffnen sich neue Blickachsen. Die transparente Bauweise schafft eine Verbindung von innen nach außen und rückt die Exponate ins richtige Licht. Kunst ohne Grenzen – das war der Traum des Künstlerarchitekten Hans Hollein. Alles ist Architektur im Museum Abteiberg. Dafür erhielt er 1985 den Pritzker-Preis.
Autorin: Martina Müller
