Sie steht nur einen Steinwurf entfernt vom Bergfried der Godesburg: die Michaelskapelle. Der bayerische Kurfürst und Kölner Erzbischof Joseph Clemens ließ sie 1699 als Kultstätte für den von ihm gegründeten Orden vom Heiligen Michael und als Wallfahrtsort für die dazugehörige Michaelsbruderschaft weihen.
Barocktraum in Gold und Weiß
Die schlichte Fassade lässt nicht vermuten, welch eine Pracht den Besucher im Innenraum erwartet: ein Barocktraum in Gold und Weiß. Ausgeführt haben ihn der Freskenmaler Johann Schießel und der Stuckateur Giovanni Pietro Castelli, beides bedeutende Künstler ihrer Zeit.
Die Fresken zeigen Szenen aus dem Fortleben der Seele nach dem Jüngsten Gericht, ein Tribut an die Bedeutung Michaels als "Seelenwäger". Im Gewölbe des Altarraums finden sich Personifikationen der Tugenden Stärke, Frömmigkeit, Beständigkeit und Treue. Eine Figurengruppe stellt das legendäre Wunder im italienischen Apulien dar: In einer Grotte will ein Hirte einen entlaufenen Stier mit einem Pfeil erlegen. Im Flug dreht sich der Pfeil und trifft den Schützen selbst. Der herbeigeeilte Bischof von Siponto betet für den tödlich Verletzten, und tatsächlich schenkt der Heilige Michael dem Hirten das Leben. Die Seitenaltäre sind den Erzengeln Gabriel und Raphael gewidmet. Sie veranschaulichen Gabriels Verkündigung an Maria und Raphaels Reise mit Tobias.
Die Übermacht der Gottesboten und die prunkvolle Ausführung lassen keinen Zweifel: Umgeben von Engeln und im göttlichen Licht erwarten Brüder und Ritter des Michaelsordens die Rettung ihrer Seele und die Auffahrt ins Paradies.
Autorin: Martina Müller
