Im Duisburger Innenhafen direkt neben der A 40 steht ein Monolith: ein 76 Meter hoher fensterloser Turm, der sich über die vor- und zurückspringenden Dächer eines ehemaligen Getreidespeichers erhebt. Der mit seinen klaren Konturen fast archaisch anmutende Koloss ist der Mittelpunkt des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen. Hier lagern auf über 100 Regalkilometern Hunderttausende Bücher, Urkunden, Karten, Pläne und Bilder.
Das Gedächtnis des Landes
Das Architekturbüro Ortner & Ortner hat den Um- und Neubau 2014 vollendet. Kernstück ist der denkmalgeschützte Getreidespeicher der Rheinisch-Westfälischen Speditions-Gesellschaft aus den 1930er-Jahren. Ergänzt wurde er um den Archivturm und einen 160 Meter langen wellenförmigen Neubau, der Lesesäle und Büros beherbergt. Seine dunkelrote Verputzung harmoniert mit der Backsteinfassade des alten Gebäudes. Dessen Fenster wurden farblich abgesetzt zugemauert, um die wertvollen Materialien vor Lichteinfall zu schützen. Den Turm ziert ein fein gearbeitetes Rautenmuster, das die Wucht des monumentalen Blocks mildert.
Schlagzeilen machte der Bau schon lange vor seiner Eröffnung, weil die Kosten von den veranschlagten 50 Millionen Euro auf 190 Millionen explodierten. Heute gilt das Landesarchiv als neues Wahrzeichen von Duisburg. Es setzt einen starken Akzent im Innenhafen, dessen industrielles Erbe seit 1991 nach einem Masterplan von Norman Foster völlig neu gestaltet wird.
Autorin: Claudia Kuhland