Als wichtigster Vertreter des sogenannten Informel - einer Kunstrichtung vergleichbar dem amerikanischen action painting - hat er die Malerei in Deutschland nach 1945 revolutioniert: Karl Otto Götz. Vor hundert Jahren wurde er am 22. Februar 1914 in Aachen geboren.
Nach dem Terror der NS-Diktatur und dem Chaos des Krieges steht sein Name für einen radikalen Neuanfang in der Kunst. Seit den frühen 1950er-Jahren entstanden seine unverwechselbaren Arbeiten, bei denen er oftmals mit einem besenähnlichen, aus einer Vielzahl von Pinseln zusammengebauten "Rakel" Farben wie Wogen auf der Leinwand verwirbelte. .
Porträt von Plan und Zufall
"Jonction" hat Karl Otto Götz eines seiner Werke genannt. Und es ist, als sei es hier jemandem gelungen, Energie zu malen: Bewegung, Schwung, Turbulenzen in schwarz, blau und weiß. Der Titel erinnert an das englische Wort "Junction", das übersetzt so viel wie Verbindung, Kreuzung, Knotenpunkt bedeutet. Ein Spalt trennt das Gemälde, dessen zwei Hälften sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen, zu einem Porträt von Plan und Zufall.
Seine Bildideen konzipiert Karl Otto Götz im Kopf und schreitet schon im nächsten Moment zur Tat. Um die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellung zu sprengen, müsse man schnell malen, so glaubt er. Die Farbe wird hingeworfen und dem Unterbewusstsein dabei freien Lauf gelassen. Bei allem planvollen Vorgehen hat so der Zufall stets seine Hand im Spiel. Das kann zerstören oder überraschend Gelungenes erschaffen. Korrekturen gibt es keine. Alles oder nichts, lautet die Devise des Künstlers. Ein Maler soll, meint Götz, "das Wunder beim Schopfe packen". Bei Nichtgefallen löscht er das Entstandene einfach aus.
Buchtipps
Ina Ströher: K.O. Götz. Werkverzeichnis in zwei Bänden Wienand Verlag
(erscheint im Sommer 2014)
Joachim Jäger u.a. (Hrsg.): K.O. Götz.
Wienand Verlag, 2013
Oliver Kornhoff (Hrsg.): K.O. Götz.
In Erwartung blitzschneller Wunder
Kerber Verlag, 2010
Autorin: Lydia von Freyberg
