Hier ragen Stahlgerüste in den Himmel wie bemalte Antennen, dort steht ein geweißelter Treppenturm, da blickt man auf Teile einer Lagerhalle, die - entkernt und doch nicht abgerissen - ebenfalls weiß gestrichen sind. Der "Garten der Erinnerung", direkt am Ufer des Duisburger Binnenhafens, ist ein merkwürdiger Ort.
Der "Garten der Erinnerung" ist ein surrealistisch anmutendes Ruinen-Ensemble.
Surrealistisch anmutendes Ruinen-Ensemble
Weiß getünchte Gebäudereste im "Garten der Erinnerung", den Dani Karavan 1999 schuf.
"Es ist richtig, dass die Gebäude im Großen und Ganzen keinen besonderen architektonischen Wert haben, aber sie sind von einer gewissen Schönheit", meint Dani Karavan. Der israelische Künstler schuf den Garten 1999. Er pflanzte Bäume, legte Verbindungswege an und eine zentrale Mittelachse mit einem Bodenbelag aus Abbruchmaterial. Mit Betonbändern und Stützmauern markierte er die Umrisse der einstigen Gebäude, tünchte ihre Reste weiß, verfremdete sie. Dani Karavan hat den früheren Getreidehafen bei seiner industriellen Wurzel gepackt und neu inszeniert.
Zu den neu hinzugekommenen Elementen des Gartens gehört auch eine Rasenwelle.
Entstanden ist ein surrealistisch anmutendes Ruinen-Ensemble, das durch drei weitere Elemente verstärkt wird: eine an das Hafen-Becken anschließende Rasenwelle sowie einen Steingarten, so angeordnet, als habe man schlicht versäumt, die Abbruchsteine wegzuräumen. Und eine große wie ein Denkmal platzierte Industriewaage, die das heimliche Zentrum des Gartens bildet.
Hausfragmente und hinzugekommene Objekte reagieren auch auf das jüdische Gemeindezentrum von Zvi Hecker. Es ist zur selben Zeit entstanden, ragt sternenförmig in das Gelände hinein und gibt den Takt vor. All das zwischen einer mittelalterlichen Stadtmauer und postindustrieller Architektur. Dani Karavans "Garten der Erinnerung" ist ein Ort im Herzen des Duisburger Innenhafens, an dem Geschichte durchscheint.
Autorin: Claudia Kuhland