Eine friedlichere Gegend kann man sich kaum wünschen. In Hünxe am Niederrhein verbrachte der Maler Otto Pankok (1893-1966) seine letzten Jahre. Und hier wird auch sein Nachlass bewahrt. Doch Idylle findet darin wenig Raum. In seinen realistisch expressiven Kohlebildern zeigt uns der Künstler Motive, die keine Farbe zulassen: die Gequälten und Verfolgten, Juden. Männer im Ghetto. Sie starren vor sich hin, jeder für sich, ohne Hoffnung, aussichtslos. Krass und unmissverständlich ist die Bildsprache.
aus Otto Pankoks Bilderzyklus „Jüdisches Schicksal“
Unverhohlene Anklagen der NS-Verbrechen
Otto Pankok beschäftigte sich seit Ende der 1930er Jahre mit jüdischen Motiven. Da galt er schon als „entartet“, war mit Malverbot belegt und lebte zurückgezogen. Er hatte ein Herz für die Bedrängten und Leidenden. Vor dem Krieg hatte er Sinti und Roma porträtiert, mit ihnen gelebt und sie in zahlreichen Bildern gewürdigt.
Für seine Skulpturen und Bilder fand er die Vorlagen in „Der Untermensch“. Als viele nichts gesehen haben wollten, malte Pankok die abgrundtiefe Verlassenheit der Juden. Und er thematisierte die Untaten, die an ihnen begangen wurden. Explizit zeichnete er den SS-Mann als Täter.
Otto Pankoks unverhohlene Anklagen der NS-Verbrechen entstanden zu einer Zeit, als an eine Veröffentlichung nicht zu denken war. Heute findet man eines der wohl bedeutendsten Zeugnisse deutscher Kunst zu diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte in Hünxe.
Buchtipp
Die geistige Emigration.
Arthur Kaufmann, Otto Pankok und ihre Künstlernetzwerke
Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, 2008
Hrsg. von Beate Ermacora und Anja Bauer
Kerber 2008, Preis: 38 Euro
Autorin: Claudia Kuhland