In der 180 Meter langen Licht durchfluteten Halle herrscht ein Klima wie in Nizza - und das zu jeder Jahreszeit. Palmen lassen an den Urlaub oder eine Wellness-Oase denken. Die Akademie Mont Cenis in Herne ist ein Rätsel aus Glas, Stahl und Holz. 1999 wurde das Vorzeigeprojekt der IBA vollendet. Um das wahre Wesen des architektonisch-ökologischen Experiments zu ergründen, muss man aufs Dach steigen: Hier steht eine der größten Photovoltaikanlagen der Welt. Weil sie doppelt so viel Energie erzeugt, wie für den Eigenbedarf nötig ist, versorgt sie die Nachbarschaft gleich mit. Zugleich spendet das Solarfeld Schatten und sorgt für angenehme Lichtverhältnisse.
Ökologisches und klimatechnisches Meisterwerk
Mikroklimahülle heißt das Zauberwort von Mont Cenis. Das französische Architektenpaar Jourda & Perraudin hat die Idee entwickelt: einen gläsernen Kasten, der dauerhaft mediterrane Temperaturen garantiert. Es brauchte ein großes Team von Architekten, Ingenieuren und Forschern, dazu 56 gestandene Fichten aus dem Sauerland, bevor die Klimahülle funktionierte.
Wie in einem monumentalen Wintergarten gedeihen darin Natur und Technik in trauter Harmonie. Alles folgt einer umweltfreundlichen Logik. Die Lüftung wird zentral gesteuert, Türen, Dach -und Fassadenscheiben lassen sich öffnen. Die Mikroklimahülle erlaubt eine luftig leichte Bauweise der Innengebäude, die dadurch einen geringeren Energiebedarf haben. Sie beherbergen Lehrräume des NRW-Innenministeriums, Unterkünfte und öffentliche Gebäude wie Stadtbibliothek und Bürgersaal.
Im Winter wird vor allem mit Grubengas geheizt. Ein Erbe des Bergwerks, das hier einst im Herzen von Herne förderte. Heute erinnert nur noch ein Kunstwerk, der "Steingarten", an die ursprüngliche Bestimmung des Ortes: an die Zeche Mont Cenis, benannt nach einer technischen Meisterleistung des 19. Jahrhunderts. Und so trägt auch die Akademie, dieses ökologische und klimatechnische Meisterwerk unserer Zeit, den gleichen Namen: Mont Cenis.
Buchtipps
Mont-Cenis: Lebendige Architektur Hrsg. von Francoise-Helene Jourda und Manfred Hegger Müller und Busmann 2001, Preis: 20 Euro