Jedes Museum hat seine Hausgötter. Düsseldorf hat Jackson Pollocks "Number 32" von 1950. Das ist Malen ohne Pinsel und Palette auf mehr als zwölf Quadratmetern Leinwand. Eine apokalyptische Tapete, die mit allen Traditionen der Malerei bricht. Es gibt kein Zentrum, keinen Halt, nur das auf roher Leinwand verspritzte Schwarz.
Kalkuliertes Spiel einer gezielten Unordnung
Scheinbar unkontrolliert ist die Farbe auf die Leinwand geworfen, und doch gibt es das kalkulierte Spiel einer gezielten Unordnung. Eine eigene Wirklichkeit aus matten Flächen, Glanz und Relief. Das Bild erzählt seinen Herstellungsprozess - nichts darüber hinaus. Die westliche Kunst des "Action Painting" zeigt sich hemmungslos abstrakt.
In den schwarzen Lack mischen sich an den Rändern weiße und braune Kleckse. "Nummer 32" hat im Atelier Farbspritzer anderer Drippings abbekommen. Ist es ein Nichts oder ein Etwas, Ornament oder bahnbrechende Neuerung? Jackson Pollock liefert keine Erklärungen und öffnet damit Interpretationen Tür und Tor. Je weniger beabsichtigt ist, desto mehr lässt sich hineindeuten.
In der US-Filmkomödie "Mach's noch einmal, Sam" von 1972 geht die Geschichte so: Von der Kunst genervt, baggert Woody Allen ein Mädchen an. Es steht auf Jackson Pollock, ist fasziniert von der Negativität des Universums, von der Einsamkeit und Leere der Existenz, von der trostlosen Zwangsjacke in schwarzem, sinnlosem Kosmos. Woody Allen sieht seine Chance: "Was machen Sie Samstagabend?" / "Ich begehe Selbstmord." / "Und was ist mit Freitag?"
Buchtipps
Action Painting. Jackson Pollock
Katalog zur Ausstellung in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2008
Hatje Cantz Verlag 2008
Bülent Gündüz: Jackson Pollock.
Die Biographie
Parthas 2013
Catherine Ingram: Pollock.
Hoffmann und Campe 2014
Autorin: Martina Müller