Sie stehen auf dem höchsten Punkt des Ruhrgebiets, einer Halde bei Bottrop - die "Totems" von Agustín Ibarolla. 2002 schuf der baskische Künstler die Installation aus mehr als 100 ausgedienten Eisenbahnschwellen, die er mit Säge und Farbe bearbeitete und dann senkrecht in den Boden einließ. Durch ihre bunte Bemalung bilden sie einen spektakulären Kontrast zum Grau der Halde.
Archaische Skulpturen
Unterhalb des Haldengipfels, zu Füßen der "Totems", wird im Bergwerk Prosper-Haniel noch immer Kohle gefördert. Doch die Industrielandschaft rundum hat sich auf radikale Weise verändert. Ibarollas archaisch anmutende Skulpturen sind ein Sinnbild für den Wandel. Die Eisenbahnschwelle, einst Zeichen für industriellen Fortschritt, für Mobilität und Wachstum, ist gedreht in die Vertikale, das Material vom Zweck befreit.
Im indianischen Glauben verkörpert das Totem einen Urahn, eine Art Schutzgeist, Helfer oder Gefährten. Die Totems und ihre symbolische Darstellung verfügen über eine geheimnisvolle Kraft, die die Gegenwart über viele Generationen mit der Vergangenheit verbindet. So steht Ibarollas Installation gleichzeitig für die Veränderung und für das Bewahren einer urzeitlichen, mythischen Energie. "Es geht mir darum, die scheinbaren Gegensätze von Industrieraum und Natur zusammenzuführen", sagt der Künstler.