"Ante Portas" – vor dem Tor – heißt die Skulptur, die der Künstler Günter Haese 1967 geschaffen hat. Es ist ein Stück Kinetik, Kunst in Bewegung: Auf langen Stäben, über kleine Spiralen gefasst und ungemein präzise gearbeitet, wogen Kügelchen, die der zarteste Lufthauch in Bewegung setzt.
Immer in Bewegung: Günter Haeses Skulptur "Ante Portas"
Kunst in Bewegung
Günter Haese, 1924 in Kiel geboren, studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach wenigen Semestern wechselte er zur Bildhauerei und wurde Meisterschüler von Ewald Mataré, dem er bei der Ausführung seiner Aufträge für den Kölner Dom half.
Kunst, die nicht stillsteht
Ab 1958 arbeitete Günter Haese als freischaffender Künstler in Düsseldorf. In den 60ern entdeckte er den feinen Messingdraht als Ausgangsmaterial für seine Skulpturen. Aus vorproduzierten Teilen wie Spiralen und Federn sowie aus Eigengebilden entstanden Plastiken von ungeahnter Leichtigkeit und Transparenz, filigran gearbeitet und spielerisch montiert. Es sind zweckfreie Objekte, die so fragil sind, dass sie ganz ohne äußeren Antrieb und nur durch den Atem des Betrachters oder eine kleine Bewegung zu vibrieren, zittern oder pendeln beginnen. Die Bewegung braucht keinen Anstoß, sie entsteht allein aus der Konstruktion. "Diese Anordnung muss man empfinden", sagt Günter Haese, "wer etwas darüber hinaus interpretieren will, kann das tun."
Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, unter anderem im Guggenheim Museum und im Museum of Modern Art in New York. Außerdem war er auf der Documenta in Kassel ebenso vertreten wie auf den Biennalen von Venedig und Sao Paulo.
Autorin: Claudia Kuhland