Schier endlose dreihundert Meter Arkaden. Nur eine Glasmembran trennt Innen von Außen, Wetterschutz für einen offenen Raum. Hier kann das natürliche Licht frei fließen. Wo ehemals ein Gussstahlwerk stand, wurde 1995 ein Campus für Zukunftsindustrien errichtet: der Wissenschaftspark Gelsenkirchen, ein mehrfach preisgekröntes Gebäude für sanfte Technologien, hell und transparent. Was aber geschieht, wenn das Tageslicht schwindet?
Magischer Lichtraum
Dann verwandeln einige schlichte, zu Röhrenbäumen gebündelte und an drei Aufzugsschächten vertikal angebrachte Leuchtstoffröhren den Ort in einem magischen Raum. Der Amerikaner Dan Flavin (1933-1996), ein Vater der Lichtkunst, schuf diese spektakuläre Installation 1996 als eine seiner letzten Arbeiten für Gelsenkirchen.
Lichtkunst in Gelsenkirchen
Wenn sein Licht langsam das natürliche ersetzt, verwandelt sich der Wissenschaftspark in eine Galerie des künstlichen Lichts, verlängert und geöffnet über die Spiegelungen auf dem Teich. Flavin, ein Pionier der Minimal-Art und ein Meister des Understatements, beschrieb sein Wirken einmal als die "Gewohnheit, Streifen von fluoreszierendem Licht in Innenräumen anzubringen".
Tatsächlich arbeitete er nur mit handelsüblichen Neonröhren. Doch an den richtigen Stellen angebracht, trugen sie Flavin den Titel "der große Luminator" ein. Seine leuchtende Kunst am Bau lässt Nacht für Nacht etwas ganz Neues entstehen, einen komplett veränderten Raum, einen Lichtraum.
Autorin: Claudia Kuhland