Vor 1933 kann sich der jüdische Künstler Felix Nussbaum (1904-1944) in Deutschland bewegen. Danach ist er ein Getriebener, ein Verfolgter.
Architektur als Spiegel eines tragischen Lebens
Den tragischen Lebensweg des Malers spiegelt das Felix-Nussbaum-Haus von Daniel Libeskind: ein asymmetrisches, dramatisches Ensemble, auf dessen Gängen und Rampen es beschwerlich aufwärts oder unausweichlich bergab geht. Schmale Schlitze lassen Tageslicht zwar hinein, doch hinausblicken kann man nicht - und wenn, dann ist auch dieser Blick blockiert.
Das Felix-Nussbaum-Haus von Daniel Libeskind ist ein asymmetrisches, dramatisches Ensemble.
Es ist ein Haus für die Kunst von Felix Nussbaum, und es ähnelt dieser Kunst, verzichtet auf Harmonie, auf ein Zentrum. Als sei es aus dem Lot geraten - ein Sinnbild für das Leben des jüdischen Künstlers.
In Nussbaums Geburtsstadt hat Libeskind drei Gebäuderiegel gesetzt, die symbolisch ausgerichtet sind. Nicht zufällig weist der Haupttrakt in Richtung "Alte Synagogenstraße". Der Architekt setzt die Nachbarschaft mit in Szene. Vor allem die Villa Schlikker, bis 1945 das Quartier der NSDAP.
Museum ohne Ausgang
Außen wie innen ist die Architektur ein Sinnbild für das tragische Leben des jüdischen Künstlers Felix Nussbaum.
2011 hat Libeskind den Bau erweitert: um ein Foyer, eine Bibliothek und einen neuen Eingang für seine begehbare Skulptur. Sie führt uns mitten hinein in Nussbaums Tragödie, zu seinen Bildern von Flucht, Exil und Angst. Vergebens lässt uns die Architektur einen Ausgang suchen. Es gibt kein Entrinnen. Unausweichlich drängt sie uns hinab in den Raum zum letzten Bild, das Nussbaum im April 1944 vollendet hat: "Der Triumph des Todes". Wenige Wochen später wird der inzwischen in Brüssel lebende Künstler mit dem letzten Deportationszug vom Sammellager Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Buchtipp
Thorsten Rodiek: Daniel Libeskind - Museum ohne Ausgang.
Das Felix-Nussbaum-Haus des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück
Ernst Wasmuth Verlag 1999
Autorin: Claudia Kuhland