Waffen, Uniformen, Stahlhelme, ein Cola-Automat, ein Grabstein und eine Snack-Bar, reale Requisiten in Metallfarbe getaucht und mit klebriger Masse überzogen: Für sein raumfüllendes Tableau "Portable War Memorial" hat der amerikanische Konzeptkünstler Edward Kienholz (1927-1994) zahlreiche Materialien aus dem Alltag benutzt. Aus einer umgekehrten Mülltonne dröhnt die Stimme Amerikas. Kate Smith, Schlagerstar der 30er bis 70er Jahre, plärrt in einer Endlos-Schleife "God Bless America". Auf einem Plakat aus dem Ersten Weltkrieg wirbt Uncle Sam "I Want You For U.S.Army". Davor fünf Gespenster im Kampfanzug, in der Bewegung erstarrt: Sie sind dabei, eine Fahne irgendwohin zu rammen. Als Vorlage für die Figurengruppe diente ein gestelltes Foto aus dem Jahr 1945, das amerikanische Soldaten bei der Besetzung der Pazifikinsel Iwo Jima zeigt. Es avancierte zu einer Ikone US-amerikanischen Heldentums und wurde 1954 im monumentalen Kriegerdenkmal von Arlington nachgebildet.
„Portable War Memorial“
Konsum und Krieg
Entstanden ist das Tableau 1968 auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges, als rund eine halbe Million US-Soldaten im Einsatz waren. Es stellt Kriegspropaganda und "Business as usual" unmittelbar nebeneinander. Auf einer schwarzen Tafel sind mit Kreide 475 durch Kriege zerstörte Staaten aufgeführt, daneben ist die Snack-Bar geöffnet. Cola für alle. Ein Sonnenschirm spendet Schatten. In bitterer Ironie setzt Edward Kienholz Konsumkultur und Militarismus auf eine Ebene. Eine scharfe Kritik an der Gesellschaft und an der Verherrlichung des Krieges, aber keine Verurteilung Amerikas: "Ich würde dieses Land niemals beleidigen, mir jedoch gestatten, es auf meine Weise zu verändern."
Autorin: Martina Müller