Stiepeler Dorfkirche

Bochum

Stand: 27.08.2008, 11:43 Uhr

Sie ist weit über Bochum hinaus berühmt: die Stiepeler Dorfkirche. Nicht nur weil sie eines der ältesten Bauwerke der Stadt ist, sondern vor allem weil sie zu den wenigen Sakralbauten gehört, die noch erahnen lassen, wie der bildnerische Kosmos eines Gotteshauses im Mittelalter ausgesehen haben muss. Denn die romanischen Kirchen waren - anders als wir sie heute kennen - ursprünglich fast vollständig ausgemalt. In Stiepeln entstanden die ältesten Wandmalereien in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Wie andernorts auch wurden sie später übermalt und 1698 - dem damaligen Frömmigkeitsempfinden entsprechend - weiß übertüncht. Doch im 20. Jahrhundert besann man sich auf das wertvolle Erbe, legte 13 Farbschichten und faszinierende Fresken aus der Romanik und Gotik frei.

Bebilderte Bibel

Insbesondere die Motive aus dem 12. Jahrhundert stechen hervor. Sie schildern unter anderem die Flucht nach Ägypten und den Kindsmord in Bethlehem. Während es schwer fällt, im Kirchenraum eine einheitliche Geschichte zu erzählen, erscheint der Himmel ganz klar. An den Gewölben herrschen paradiesische Zustände - ein Garten Eden aus Ornamenten, Lebensbäumen und einigen wenigen Figuren.

Plastisch und ausdrucksstark vermitteln die Wandmalereien in der Stiepeler Dorfkirche einen ungewohnt lebendigen Eindruck einer Zeit, in der die Menschen ihr Gotteshaus in eine bebilderte Bibel verwandelten. Lesen konnten die meisten von ihnen damals nicht. Die Bilder dienten ihnen als Glaubenshilfe.