Mitten im Münsterland, zwischen Coesfeld und Nottuln, liegt der kleine Ort Darup. Der gotische Sandsteinbau seiner Pfarrkirche St. Fabian und St. Sebastian beherbergt ein kunsthistorisches Kleinod: den so genannten Daruper Altar, ein wichtiges Zeugnis westfälischer Tafelmalerei aus dem 15. Jahrhundert. Erhalten geblieben ist allein die Mitteltafel.
Bilderzyklus in fünf Szenen
Der Bilderzyklus in fünf Szenen erzählt die Passionsgeschichte Christi. Grausamkeit, Folter und Qualen, Leidenschaft, Verzweiflung und Hingabe sind seine Themen. Der Verurteilte umarmt das Kreuz. Eine Geste der Liebe, die ihn mit Maria Magdalena verbindet. Vornehm, zurückhaltend und mädchenhaft zart Maria, die Mutter des Toten, ohnmächtig vor Schmerz. "Steig herab vom Kreuz, wenn du Gottes Sohn bist!" Unter den spottenden Römern ist auch ein blinder Offizier. Er stößt die Lanze in Christi Brust - und kann wieder sehen. Ein Wunder, das die römischen Henker erkennen lässt: Dieser war der wahre Sohn Gottes.
Ein kunsthistorisches Kleinod: Der Daruper Altar
Die Hinrichtung ist als Massenspektakel gestaltet und damit ein Abbild mittelalterlicher Passionsspiele. Am Kalvarienberg überschlagen sich die Ereignisse: Christus stirbt, die Erde bebt, und die Toten steigen aus den Gräbern. Mühelos öffnen die Engel den Sarkophag, der Hingerichtete entschwebt, und nichts stört den Tiefschlaf der Soldaten.
Auf kleinstem Raum bietet der Daruper Altar Mysterium und Witz. Mit dem Ziel religiöser Belehrung und Stärkung des Glaubens haben die Künstler - vermutlich aus der Schule des Konrad von Soest - die biblischen Mirakel hier in dauerhaft präsente Information verwandelt.
Autorin: Martina Müller