Conrad von Soest gilt als einer der wichtigsten deutschen Maler des Spätmittelalters. Neben dem Wildunger Altar gehört zu den wenigen erhaltenen Arbeiten des um 1370 in Dortmund geborenen Künstlers der Marienaltar in seiner Heimatstadt. Das Meisterwerk der Spätgotik und des Höfischen Stils entstand um 1420.
Meisterhafte Marienbilder
Anbetung der Heiligen drei Könige (Detail aus dem rechten Altarflügel)
Schon aus der Ferne strahlt er gülden, fast überirdisch. Auf den drei großflächigen Einzelszenen des Triptychons sind die teuren Farben geradezu verschwenderisch aufgetragen.
Der Altar ist Maria geweiht, der Mutter Gottes: eine blonde Schönheit, die sich in inniger Nähe ganz ihrem Sohn zuwendet. Wolken von Engeln wachen über sie. Ungemein liebevoll und genau hat Conrad von Soest diesen Altar gemalt. Im zentralen Motiv liegt Maria auf dem Sterbebett, umgeben von Aposteln, ein öffentlicher Tod, wie er im Mittelalter üblich war. Die unverändert liebreizende Gestalt mit schlanker Taille ist dem höfischen Ideal der Zeit verpflichtet.
Wie die dargestellten Apostel des Altars sahen damals fromme Bruderschaften ihre Hauptaufgabe darin, für Verstorbene zu beten und ihnen einen Platz im Himmelreich zu sichern. Womöglich hat Conrad von Soest den Altar für eine Marienbruderschaft gemalt. Mit unglaublicher Pracht entfaltet er die Anbetungsszene, lässt die Heiligen drei Könige in pompösen Gewändern die Nähe zu Mutter und Kind suchen. Man mag dies als Ausdruck inniger Marienverehrung lesen - oder als Statement der reichen und selbstbewussten Dortmunder Bürger, die den kostbaren Altar in Auftrag gaben.
Lange schon ist der einst monumentale Flügelaltar nur noch ein Fragment: Über zwei Meter und zahlreiche Figuren fielen der Säge zum Opfer. Im Barock waren die Motive passgenau für einen neuen Rahmen beschnitten, die Außengemälde einfach überklebt worden. Doch selbst verstümmelt und misshandelt sind Conrad von Soests Marienbilder im so genannten „weichen Stil“ meisterhaft. Es ist, als habe sein Werk einen unzerstörbaren Kern.
Buchtipps
Dortmund und Conrad von Soest im spätmittelalterlichen Europa
Herausgegeben von Thomas Schilp und Barbara Welzel
Verlag für Regionalgeschichte 2004, Preis: 24 Euro
Brigitte Buberl (Hrsg.): Conrad von Soest.
Neue Forschungen über den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400
Verlag für Regionalgeschichte 2004, Preis: 24 Euro
Autorin: Claudia Kuhland