Sie hängt an einem ungewöhnlichen Ort, fast versteckt im Chor des Doms zu Münster: die astronomische Uhr. 1408 wurde sie gefertigt, während des Bildersturms 1534 zerstört und wenige Jahre später erneuert. Neben der Uhrzeit – der Stundenzeiger läuft erstaunlicherweise linksherum – zeigt sie Mondphasen und Planetenstellungen. Und sie hat einen ewigen Kalender mit Jahreszahlen, Monaten, Namenstagen und Kirchenfesten, der bis zum Jahr 2071 reicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Uhrwerk ausgelagert, während das Gehäuse im Dom verblieb und glücklicherweise nicht beschädigt wurde. Am 21. Dezember 1951 konnte die Uhr erneut in Gang gesetzt werden.
Frömmigkeit und Wissenschaft
Mehr als ein Chronometer: die astronomische Uhr
Die astronomische Uhr ist nicht nur ein technisches Meisterwerk. Auch Malerei und Schnitzwerk sind hohe Kunst. Im Zentrum der Kalenderscheibe steht der Apostel Paulus, der Namenspatron des Doms. Außerordentlich liebevoll sind die kleinen kreisförmigen Monatsbilder gefertigt. Sie zeigen etwa im Oktober die Weinlese, im November ein Schlachtfest oder Holzfäller im Dezember.
Einmal täglich, mittags um 12 Uhr, ertönt ein Glockenspiel. Dann huldigen die Heiligen drei Könige Maria und dem Jesuskind. Die Uhr spiegelt das Weltbild und die Frömmigkeit des Mittelalters, einer Zeit, als Astronomie und Astrologie noch Geschwister waren, das Irdische und das Himmlische zusammengehörten, die Wissenschaft untrennbar mit dem Glauben verbunden war. Und sie ist Zeugnis einer Epoche, die ein neues Zeitbewusstsein entwickelte, ein Symbol für Ordnung und Reichtum. Ein technisches und künstlerisches Meisterwerk bis heute.
Buchtipp
Manfred Schukowski: Wunderuhren.
Astronomische Uhren in Kirchen der Hansezeit
Thomas Helms Verlag 2006
ISBN 3-9257-03-1
Autorin: Claudia Kuhland