Sie erinnert an eine antike Skulptur. Die eine Brust verdeckt, die andere umso augenfälliger. Nichts lenkt von ihr ab, der Hintergrund lässt sie nur noch deutlicher hervortreten. Und wie sie ihr Haar hält! Eine Schönheit, klassisch, wären da nicht diese Farben. "Mancher tote Meister würde vor Erbslöhs mächtigem Frauenakt erschauern", hat Franz Marc - selbst ein großer Maler und ein Freund des Künstlers - gesagt. Es ist eine Zeit des künstlerischen Umbruchs, als der damals 28-jährige Adolf Erbslöh 1910 das "Mädchen mit rotem Rock" malt.
Glanzstück der Sammlung
Adolf Erbslöh: "Mädchen im roten Rock"
Die frühen Expressionisten wollen die Seele des Betrachters zum Vibrieren bringen. Erbslöh ist Mitbegründer der "Neuen Künstlervereinigung München", aus der später die Gruppe um den "Blauen Reiter" hervorgeht. Vor allem Alexej Jawlensky beeinflusst Erbslöh mit seiner Faszination für das menschliche Gesicht, mit seinen kraftvollen Farben. Auch für Adolf Erbslöh soll der Künstler das Innere nach außen tragen. Er sagt: "Die Form wird zum Ausdruck seines Inneren, zum Symbol seines Wesens "
Die frühen Ausstellungen der später berühmten Expressionisten werden böse verrissen. Von "Unsinn" ist die Rede und von "Stuss". Das erste Museum, das Erbslöh und seine Künstlerfreunde zeigt, ist in Barmen, heute ein Teil Wuppertals. Von hier stammt seine Familie, hier hat man ihn immer geschätzt. Er hat den elterlichen Garten verewigt, seine Heimatstadt gemalt. Adolf Erbslöh interessiert sich später zunehmend für die Natur, für Landschaften, für das Gebirge.
Heute hängt sein "Mädchen mit rotem Rock" im Kreise der frühen Weggenossen, ein Glanzstück der Sammlung des Von der Heydt-Museums in Wuppertal.
Autorin: Claudia Kuhland