Der Kopf eines Kindes. Seine Augen - das eine ohne Wimpern - sind geschlossen. Es wirkt wie eine zerbrochene Puppe. Ein Gesicht, das wenig preisgibt. Helena schläft - was sie wohl träumen mag? "Helena's Dream" heißt das Bild. 2008 hat es die in Südafrika aufgewachsene Marlene Dumas gemalt. Helena ist ihre Tochter.
Als die Künstlerin selber noch ein Kind war, erkannten die Eltern bald, dass es wenig Sinn machte, der kleinen Marlene etwas zu zeigen. Sie schaute kaum hin. Meist war sie in ihren Skizzenblock vertieft, lebte in ihrer eigenen Welt.
Schlafwandlerisch sicher setzt Marlene Dumas ihre Konturen, kreiert mit einigen wenigen Strichen ein Universum.
Diese Fähigkeit scheint sich die erwachsene Marlene Dumas bewahrt zu haben. "Ich schaffe die Bilder, die ich vermisse", sagt sie. Und diese Bilder malt sie nicht, sie lässt sie entstehen. Den Prozess nennt sie eine Performance. Für "Helena's Dream" kippte Marlene Dumas zusammengerührte Farbreste auf eine Leinwand und gab dem Werk über Nacht Zeit.
Projektionsflächen für unsere Ängste und Gefühle
Schlafwandlerisch sicher setzt sie ihre Konturen, kreiert mit einigen wenigen Strichen ein Universum. Ihre Porträts sind Projektionsflächen für unsere Gefühle und Ängste. Wie aus der Tiefe der Seele emporgeholte Abbilder des Menschseins - traumverloren, zart und befremdlich zugleich. Eines ihrer eindringlichsten Bilder, "Helena's Dream", ist in der Bielefelder Kunsthalle zu sehen.
Autorin: Claudia Kuhland