Mit dem Wohnmobil durch die Schweiz

Wunderschön! 03.07.2022 01:28:26 Std. UT Verfügbar bis 09.06.2029 WDR

Mit dem Wohnmobil im Herzen der Schweiz

Stand: 03.07.2022, 20:15 Uhr

Ferien in der Schweiz: Ist das nicht zu teuer? Mit dem Wohnmobil, mit dem man auf manchen Passstraßen auch mal "wild" stehen bleiben darf, kann ein Urlaub bei den Eidgenossen erschwinglich werden. Tamina Kallert startet im Südosten der Schweiz: im Engadin, ganz in der Nähe von St. Moritz.

Ihre erste Station: Ein Campingplatz in Morteratsch auf 1.860 Meter Höhe, mit Blick auf Gletscher und See. Sie besucht den ältesten Nationalpark der Alpen, trifft im "Heididorf" auf Besucher aus aller Welt und entpuppt sich als Talent an der Armbrust wie einst Wilhelm Tell. Schweizerische Geschichten und Traditionen stehen auf dem Programm, Wandern durchs autofreie Fextal und ein Spaziergang mit Yaks bei Andermatt. Begeistert ist Tamina Kallert von der spektakulären Landschaft wie dem "Swiss Grand Canyon".

Der Schweizerische Nationalpark

Der Schweizerische Nationalpark liegt in der südöstlichsten Ecke des Landes und umfasst 170 Quadratkilometer unberührte Naturlandschaft, darin 100 Kilometer markierte Wanderwege. Er wurde 1914 gegründet, ist der älteste Nationalpark Mitteleuropas und ein Wildnis-Experiment: Tiere, Pflanzen, Lebensräume und natürliche Prozesse sind seit über 100 Jahren vor menschlichen Einflüssen geschützt. Besucher müssen sich an klare Regeln halten und dürfen nicht von den Wegen abweichen. Denn die Natur soll hier machen dürfen, was sie will. Stürzen Bäume um, bleiben sie einfach liegen. Um Tiere und Pflanzen so ungestört wie möglich sich selbst zu überlassen, dürfen mehrere Täler des Parks von Menschen nicht betreten werden. Nur für die Forschung wurden Wildkameras und Fotofallen aufgestellt. 150 Fotofallen haben in den letzten drei Jahren auf 1,5 Millionen Fotos Tiere des Parks festgehalten – darunter Luchse, Füchse und sogar die eines Bären. Die Fotos des "Selfie-Bären vom 9. Juli 2017" haben es bis in deutsche Zeitungen geschafft.

Berglandschaft mit See

Der Schweizer Nationalpark wurde 1914 gegründet und ist der älteste Nationalpark Mitteleuropas.

Camping

Von Gesetzes wegen ist wildes Campen in der Schweiz nicht verboten – aber auch nicht generell erlaubt. Die gesetzlichen Bestimmungen zum Übernachten im Camper außerhalb von offiziellen Campingplätzen werden in der Schweiz von den Kantonen individuell geregelt. Der Flüelapass liegt auf 2.383 Metern und gehört zu den wichtigsten Verbindungen der deutschsprachigen Schweiz mit dem Engadin in Graubünden. Im Winter ist er oft über Monate geschlossen. Aber im Sommer darf man an der Passstraße mit dem Wohnmobil übernachten. Entweder auf Parkplätzen, z. B. auf den letzten vier Kilometern vor und nach der Passhöhe, oder direkt an der Straße. Nachts gibt es am Fluelapass kaum Verkehr.

In Morteratsch im Oberengadin, inmitten einer alpinen Naturlandschaft mit kleinen Bächen liegt der Campingplatz Morteratsch auf 1.860 Meter Höhe – der höchste ganzjährig geöffnete Campingplatz Europas. Hier findet man Bäche, Seen, kleine Wälder und eine atemberaubende Aussicht auf die berühmten Gipfel des Berninamassivs. Besonders das Wintercamping gilt als Erlebnis.

Campingplatz vor schneebedeckten Bergen

Der höchstgelegene und ganzjährig bewirtschaftete Campingplatz der Schweiz liegt in Morteratsch auf 1.860 Meter Höhe.


In Disentis im Kanton Graubünden befindet sich der Camping Fontanivas, der von einem imposanten Bergpanorama umgeben ist. Ideal für Naturliebhaber und Sportfans. Ein Naturbadesee und das Goldwaschen im Oberrhein gehören zu den besonderen Attraktionen.
Der Campingplatz in Vitznau liegt im Herzen der Schweiz, am Fuße der bewaldeten Rigi und direkt am Vierwaldstättersee. Er ist terrassenförmig angelegt, sodass die meisten Standplätze über eine Aussicht auf den See und die Berge verfügen.
Im Nobelort St. Moritz sind Wohnmobile nicht so gern gesehen. An vielen Parkplätzen befinden sich Schilder mit durchgestrichenen Wohnmobilen und an den Straßen allgemeine Hinweise, dass Campieren verboten ist.

Käse

Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 1,54 Milliarden Kilogramm Milch zu rund 195.000 Tonnen Käse verarbeitet. 600 Käsereien, von großen Industriebetrieben bis zum kleinen "Dorfkäsi" sind daran beteiligt. Bergkäse und Alpkäse sind zwei unterschiedliche Käsesorten: Beim Alpkäse darf ausschließlich Milch von den Kühen auf der Alm verwendet werden – daher kann er nur im Sommer hergestellt werden. Beim Bergkäse dürfen die Kühe auch mit Silagefutter gefüttert werden.
Tipp: Auf einer Bergtour in einer kleinen Käserei nur ein kleines 200-Gramm-Stück zu kaufen, wird nicht gern gesehen. Besser einen halben oder ganzen Laib Käse kaufen und mit anderen teilen. Köstlich ist auch Alpbutter.

Tamina Kallert (l) und Vreni Dahinden-Annen sitzen an einem Tisch und probieren Käse

Tamina Kallert (l) besucht die Käserin Vreni Dahinden-Annen auf ihrer Alp oberhalb des Vierwaldstättersees.

Nobelort St. Moritz

St. Moritz gilt als einer der berühmtesten Kurorte der Welt und als der Geburtsort des Wintertourismus. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zieht es die Reichen und Schönen, Prominente, Künstler und Adlige in das ehemalige Bergdorf. Auf rund 5.000 Einwohner kommen jedes Jahr bis zu 250.000 Feriengäste. Tatsächlich beginnt die Geschichte sehr viel früher. Denn St. Moritz war, bevor dort Wintersport betrieben wurde, wegen seiner heilenden Quellen ein Kurort. Der Sauerbrunnen, also die Wasserquelle mit merklichen Kohlendioxidgehalt, wurde für einen hohen Eisengehalt gerühmt. Hinweise, dass das Wasser schon in der Bronzezeit genutzt wurde, hat man 1907 ausgegraben. Die Heilwirkung des Quellwassers hat Paracelsus im 16. Jahrhundert nachgewiesen. Ende des 16. Jahrhunderts baute man in St. Moritz das erste Heilquellenhaus. Später wurden immer mehr Hotels gebaut – und Touristen kamen, um die Heilquelle zu nutzen, aber auch die Berge zu genießen. Die Quelle ist heute noch vorhanden.
Durch St. Moritz fließt der Inn, der auch die Oberengadiner Seen speist. Wenn er viel Wasser führt, treffen sich sportlich Aktive in der Mittagspause an der katholischen Kirche in St. Moritz Bad – zum Wellenreiten.

Blick über See mit Segelboot auf mehrere Hotelgebäude

St. Moritz, wo die Reichen und Schönen Urlaub machen.

Das Heididorf in Maienfeld

1880 erfand die Schriftstellerin Johanna Spyri ein liebenswertes Mädchen namens Heidi und prägte mit ihrem Werk das Bild der Schweiz überall in der Welt bis heute. Die Züricher Schriftstellerin ließ sich von der Gegend um Maienfeld in Graubünden inspirieren und erwähnte diesen Ort sogar im allerersten Satz ihres berühmten Romans "Heidis Lehr- und Wanderjahre", der in über 50 Sprachen übersetzt wurde. Im Freilichtmuseum "Heididorf" oberhalb von Maienfeld "lebt" die literarische Figur weiter: mit echten Ziegen und lebensgroßen Figuren, im 300 Jahre alten Heidihaus und in der nachgebauten Almhütte. Es gibt einen geführten Rundgang, in Heidis Dorfladen kann man sich Souvenirs mitnehmen, und die kleinste Poststelle der Schweiz bietet einen Sonderstempel. Das historische Heidihaus bietet auch einen Einblick in das Leben der Volkgruppe der Walser im 19. Jahrhundert.

Lebensgroße Figuren von Heidi und Peter sitzen an einem Tisch

Im Freilichtmuseum "Heididorf" oberhalb von Maienfeld "lebt" die literarische Figur von Johanna Spyri weiter.

Lesetipps für die Schweiz

Reiseführer und Karten

Silvia Schaub
111 Orte im Engadin, die man gesehen haben muss
Emons Verlag, 4. Aufl. 2023
ISBN 978-3740819996
Preis: 18,00 Euro

Rudolf Weiss, Siegrun Weiss, Christian Weiss
Oberengadin. St. Moritz - Zuoz - Pontresina. 50 Wandertouren
Bergverlag Rother, 10. akt. Aufl. 2022
ISBN 978-3763340422
Preis: 14,90 Euro

KOMPASS Wanderkarte 99 Oberengadin, Alta Engadina 1:40000
Kompass, 3. akt. Aufl. 2023
ISBN 978-3991218074
Preis: 16,95 Euro

Angelika Overath
Gebrauchsanweisung für das Engadin
Piper Taschenbuch, 2. Aufl. 2016
ISBN 978-3492276702
Preis: 15,00 Euro

Reiselektüre

Joachim B. Schmitt
Tell
Diogenes, 2024
ISBN ‎978-3257247008
Preis: 14,00 Euro

Die Tell-Geschichte neu erzählt

Johanna Spyri
Heidi
Anaconda Verlag, 2013
ISBN 978-3866479319
Preis: 4,95 Euro

Die Sendung ist eine Wiederholung vom 3. Juli 2022.

Moderation: Tamina Kallert

Redaktion: Christiane Möllers

Autorin: Anja Koenzen

Internettext: Petra Berthold