Vierwaldstätter See, Küssnacht, Wilhelm Tell, Luzern, Pilatus, Regi

Stand: 03.07.2022, 20:15 Uhr

Der Vierwaldstättersee liegt in der Zentralschweiz auf einer Höhe von 433 Metern und ist umgeben von Bergen. Vier Kantone grenzen an ihn: Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern.

Die größten Orte am rund 160 Kilometer langen Ufer sind Luzern, Küssnacht, Horw und Brunnen. Besonders schön: Man kann nahezu jeden Ort am Wasser mit den Ausflugsbooten erreichen. Die Schifffahrt mit fünf historischen Schaufelraddampfern und 15 eleganten Salon-Motorschiffen gehört zu den touristischen Highlights der Region.
Die Strecke am Nordufer wird auch Riviera der Schweiz genannt. 1919 wurde das "Lido" in Weggis eröffnet: Es war das erste Schweizer Freibad, in dem Männer und Frauen gemeinsam statt in getrennten Bereichen baden durften. Damals ein Skandal – und zugleich ein Riesenerfolg: Zu Tausenden kamen Besucher aus der ganzen Schweiz, allein rund 31.600 in der ersten Saison. Viele von ihnen kamen aber gar nicht zum Baden, sondern um Frauen und Männern dabei zuzusehen. Das Strandbad steht heute unter Denkmalschutz, ist aber nach wie vor in Betrieb.

Küssnacht und Wilhelm Tell

Die Figur des Wilhelm Tell, der Friedrich Schiller in seinem gleichnamigen Drama ein Denkmal setzte, prägt den Nationalstolz der Schweizer noch heute. Die Selbstbefreiung des Helden gegen die Habsburger Unterdrücker ist eng an den Gründungsmythos der Schweizer Nation im 14. Jahrhundert geknüpft. Der Legende nach weigerte sich Wilhelm Tell, den Hut des habsburgischen Landvogts Gessler zu grüßen. Zur Strafe musste er seinem Sohn den Apfel vom Kopf schießen. Dies gelang, und doch sollte der Held lebenslang eingekerkert werden. Tell flüchtete und tötete den Landvogt in der Hohlen Gasse bei Küssnacht mit der Armbrust. Am Ufer des Vierwaldstätter Sees steht die Tellskapelle, in der bildhafte Szenen des Dramas zu bewundern sind. In der berühmten "Hohlen Gasse" kann man an geführten Wanderungen teilnehmen. In einem Informationspavillon wird dieGeschichte rund um Wilhelm Tell in der Hohlen Gasse erleb-, sicht-, spür- und hörbar. In der Hohlen Gasse in Küssnacht kann man auch das Armbrustschießen erlernen, Anbieter ist der dortige Armbrustverein.

Geschichten und Legenden vermischen sich in den Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden. Im Bundesbriefmuseum in Schwyz wird die Historie der Alten Eidgenossenschaft wissenschaftlich untersucht: die Bündnispolitik der Alten Eidgenossen, der sogenannte Rütli-Schwur, aber auch die Geschichte von Wilhelm Tell. Einfach verständlich und mit viel Bild- und Filmmaterial wird erzählt, welche Bedeutung die Mythen für die Schweiz und das Selbstverständnis ihrer Bewohnerinnen und Bewohner hatte und bis heute hat.

Wilhelm Tell ist der Nationalheld der Schweizer. | Bildquelle: WDR

Luzern

Luzern liegt in der Zentralschweiz am Vierwaldstättersee auf gut 450 Höhenmetern. Hier ist das Klima schon fast mediterran, sogar Palmen wachsen hier. Die Stadt gilt als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Gegend mit hohem Erholungswert. Das Wahrzeichen ist die Kapellbrücke: Errichtet im 14. Jahrhundert ist sie die älteste Holzbrücke Europas, wurde jedoch mehrfach restauriert bzw. wieder aufgebaut. Tradition und Moderne liegen in Luzern nahe beieinander. Zu den architektonischen Höhepunkten gehört das futuristische Kultur- und Kongresszentrum des französischen Stararchitekten Jean Nouvel. Das meistbesuchte Museum der Schweiz ist das Verkehrshaus, das sich mit allen Formen der Mobilität beschäftigt. Hier befindet sich auch ein Originalwagen der 1889 eröffneten und steilsten (bis zu 48 % Steigung) Zahnradbahn der Welt. Sie führt auf den Hausberg Pilatus hinauf.

Luzern am Vierwaldstättersee ist eine lebenswerte Stadt, in der man viel entdecken kann. | Bildquelle: WDR

Pilatus

"Der Pilatus" ist kein einzelner Berg, sondern ein Bergmassiv bestehend aus einzelnen Gipfeln. Schon seit dem 19. Jahrhundert tuckert die historische Bahn langsam durch unwegsames Gelände und gibt immer wieder den Blick frei auf den Vierwaldstättersee. Auf der Nordseite befindet sich die Gondel- und Luftseilbahn Kriens. Mit der neuen Variante Dragon Ride braucht man nur 3,5 Minuten, um von der Zwischenstation Fräkmüntegg (1.416 m) auf den Pilatus (2.073 m) zu gelangen. Hier befinden sich eine Aussichtsterrasse, eine Panoramagalerie und zwei Berghotels. Wer mag, kann auch in vier Stunden auf den Pilatus hochwandern. Von oben hat man eine großartige Sicht auf den See und das umliegende Bergpanorama. An Freitagen und Samstagen in der Sommersaison kann man mit speziellen Tickets bis zum Sonnenuntergang auf dem Berg bleiben – da fährt die letzte Seilbahn erst um 22.00 Uhr. Ein Kletterpark mit zehn verschiedenen Parcours und eine Sommerrodelbahn gehören ebenfalls zu den Attraktionen des Erlebnisbergs.

Auf dem Pilatus befindet sich auch ein Kletterpark. | Bildquelle: WDR

Die Rigi

Die Rigi ist ein autofreier Berg und ein tolles Wandergebiet. Seit 1871 transportiert die erste Zahnradbahn der Welt ihre Passagiere direkt vom Ufer des Vierwaldstättersees (435 m Höhe) bis zum Bahnhof Rigi-Kulm (1.752 m). Von da aus sind es nur noch ein paar Meter bis zum Gipfel auf 1.789 Meter Höhe. Besonders beliebt ist eine Fahrt mit den Dampfloks Nr. 16 und Nr. 17 (Baujahr 1923 bzw. 1925). Unterwegs bezaubern die Besucher glitzernde Seen, die legendären Berge Eiger, Mönch und Jungfrau sind in Sichtweite und bilden den passenden Rahmen für eines der schönsten Erholungs- und Ausflugsziele in der Schweiz. Das Bergmassiv beeindruckte bereits Königinnen und Schriftsteller. So besuchte Queen Victoria den Gipfel in einer Sänfte. Mark Twain beschrieb den Sonnenaufgang und die skurrilen "Eingeborenen". Schon vor dem Massentourismus hatte der Berg Rigi eine große Bedeutung: Die Quelle in Kaltbad ist seit 600 Jahren Wallfahrtsort. Bereits 1545 wurde die erste Badkapelle gebaut: Damals wurde, wie der Name andeutet, noch in kaltem Wasser gebadet. Der heutige Bau stammt von dem italienischen Architekten Mario Botti. Er hat eine steinerne Badehalle gebaut, in der das Mineralwasser auf 35 Grad erwärmt wird.

Die Wiesen auf der Rigi gäbe es nicht ohne die Alpwirtschaft. Sie ist integraler Bestandteil der schweizerischen Berglandwirtschaft und produziert Lebensmittel, erhält eine attraktive Landschaft, wertvolle Lebensräume und lebendige Traditionen. Die Käserin Vreni Dahinden-Annen auf ihrer Alp Trieb hat für ihren Alpkäse bereits Preise erhalten. Ihren Käse verkauft sie in erster Linie an Restaurants und Geschäfte in der Region.

Die Region um die Rigi ist bei Wanderern beliebt. | Bildquelle: WDR

Lesetipps für die Schweiz

Reiseführer und Karten

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111 Orte im Engadin, die man gesehen haben muss
Emons Verlag, 4. Aufl. 2023
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Rudolf Weiss, Siegrun Weiss, Christian Weiss
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Bergverlag Rother, 10. akt. Aufl. 2022
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Kompass, 3. akt. Aufl. 2023
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Gebrauchsanweisung für das Engadin
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Reiselektüre

Joachim B. Schmitt
Tell
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