Paul David Hewson alias Bono (Gesang), David Howell Evans alias The Edge (Gitarre), Adam Clayton (Bass) und Larry Mullen Jr. (Schlagzeug) machten schon als Teenager Mitte der Siebziger gemeinsam Musik. Sie hatten sich an der Mount Temple Comprehensive School in Dublin kennengelernt. Bereits 1980 hatten sie ihren Plattenvertrag bei dem renommierten Label Island Records in der Tasche und brachten dort ihr Debütalbum "Boy" heraus. Mit ihrem zweiten Album "War" (auf dem unter anderem die Hits "Sunday Bloody Sunday" und "New Year's Day" zu finden sind) knackten sie Patz eins der UK-Albumcharts. Zahlreiche Nummer-1-Alben und –Singles sollten im Laufe ihrer Karriere folgen.
Bei ihrem ersten Auftritt im Rockpalast (1981 im Metropol in Berlin) waren U2 gerade auf dem Weg, Stars zu werden. Das hatten sie vor allem Bonos Charisma zu verdanken, denn rein musikalisch hatte die Band noch sehr starke Indie- und New Wave-Einflüsse. Es war eines der ersten Konzerte der Iren in Deutschland, gespickt mit ihren frühen Hits, darunter "Gloria", "I Will Follow" und "Eleven O’Clock Tic-Toc". Damals waren noch kaum poppige Töne bei der Band zu hören. Allein schon deshalb ist das Konzert eine Rarität aus dem Frühwerk einer der bekanntesten Bands der Musikgeschichte. Bei ihrem zweiten Rockpalast-Gig (Loreley Open-Air 1983) waren sie bereits etabliert und kurz vor dem Superstar-Status.
Ende der achtziger Jahre hatten U2 alles erreicht, was eine Rockband erreichen kann: Meilensteine wie ihr legendärer Auftritt bei Live Aid 1985, das Erfolgsalbum "The Joshua Tree" und die dazugehörige, weltweit ausverkaufte Tour hatten ihren Ruf als größte lebende Rockband zementiert und waren ins kollektive musikalische Gedächtnis übergegangen. Mit dem Live-Album "Rattle And Hum" und der dazugehörigen Tour-Doku geriet die irische Hit-Maschine jedoch das erste Mal ernsthaft ins Stocken: Waren Larry Mullen Jr., Adam Clayton, The Edge und Bono bis dato für innovative Rockmusik bekannt gewesen, coverten sie nun die Beatles und Bob Dylan, versuchten sich in Blues und Gospel und erweckten den Eindruck, als würden sie sich langsam auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die Kritiker gossen lustvoll Häme über die Band und ihr überernstes Weltretter-Image. Auch die Band selbst war mit ihrer Entwicklung offensichtlich nicht mehr zufrieden. Allen war klar, dass U2 sich neu erfinden mussten. Nur wusste noch keiner der Beteiligten, wie.
Das siebte Album sollte es richten und der erklärte Wendepunkt in der Karriere der Band werden. Sie gingen nach Berlin und brachten nach zahlreichen Streits, Spannungen und Neustarts das faszinierende und facettenreiche "Achtung Baby" zur Welt. Der lange Leidensweg der Band und ihres Teams wurde belohnt, und der Erfolg gab ihnen allen Recht: "Achtung Baby" wurde bis in zweistelliger Millionenhöhe verkauft, alle fünf ausgekoppelten Singles wurden internationale Hits, U2 gewannen für das Album einen Grammy der Kategorie "Best Rock Performance", und unter Kritikern gilt es als eines der wichtigsten Rock-Alben aller Zeiten.
"Achtung Baby" markiert bei U2 den Übergang vom "puren" Rock-Ansatz zum musikalischen Eklektizismus der Neunziger. Mit ihrem siebten Album öffneten U2 die Ohren des Mainstreams für alternative Töne und härtere Gitarrenriffs. Laut Bono hat "Achtung Baby" jedoch eine wesentlich größere Bedeutung: "'Achtung Baby' ist der Grund, warum es uns heute noch gibt."
Auch in der Folge haben U2 immer wieder Rekorde gebrochen und Superlative nach Superlativen abgeliefert, sie wurden im Laufe ihrer Karriere mit Preisen und Ehrungen überhäuft. Vor allem Sänger Bono ist seit Jahrzehnten Aktivist und engagiert sich für zahlreiche Initiativen weltweit, trifft sich mit PolitkerInnen und DiplomatInnen. Vorwürfe wie jene, dass er Rockmusik mit Politik vermische und dass er ja nur ein gelangweilter Millionär sei, der was zu tun braucht, scheinen an ihm abzuperlen.
U2 haben sicher im Laufe ihrer Karriere hie und da seltsame musikalische oder geschäftliche Entscheidungen getroffen (wie zum Beispiel die automatische Integration einiger ihrer Songs und Alben in den iTunes-Bibliotheken von Millionen von Menschen), aber die vier Schulfreunde aus Dublin sind sich in vielerlei Hinsicht über all die Jahre ihrer Karriere auch treu geblieben: Sie haben keine Angst vor vermeintlicher Blamage, sie sagen, was sie denken, und sie spielen ihre Musik live mit derselben Leidenschaft wie zu Beginn ihrer Karriere.