Funk, Soul und Psychedelic Soul aus den USA
Sly & The Family Stone
Sly Stone, kreativer Kopf von Sly & The Family Stone, ließ Rock, Soul, Gospel und Psychedelic miteinander verschmelzen und pflanzte so ein neues Funk-Verständnis in die Welt. Eine weitere gute Idee des Innovators: Er besetzte alle Positionen in seiner Band unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft.
Es reicht nicht, ein paar gute Ideen zu haben. Man muss auch den Mut aufbringen, sie in die Realität umzusetzen. Sly Stone, 1943 als Sylvester Stewart in Dallas, Texas, geboren, machte genau das. Musikalische Grenzen waren dem schwarzen Musiker fremd, menschliches Miteinander empfand er als Herzensanlegenheit. Als kreativer Kopf und Bandleader von Sly & The Family Stone kombinierte er die rhythmische Energie des R’n’B mit der Wildheit des Rock und schubste beides in den Schmerz und die Leidenschaft des Soul. Mit kühner Selbstverständlichkeit verschmolzen so Melodie und Groove. Flankiert von James Brown, einem anderen Innovator aus den 1960er-Jahren, pflanzte Sly Stone so mit seiner Band ein neues Funk-Verständnis in die Musikwelt.
Der Mann, der Sly & The Family Stone 1966 in San Francisco gründete, war nicht nur ein großer Visionär des Funk. In den USA der 1960er-Jahre, in der die Lebenswirklichkeit der Afroamerikaner durch Rassentrennung und alltägliche Diskriminierung geprägt war, erregte Sly Stone Aufmerksamkeit. Mit seiner Family Stone versuchte er, ein soziales Ideal zu leben: Der Bandleader besetzte alle Positionen in der Band unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft. Sly Stone war die Idee der Band als multikulturelle Familie wichtig. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre galt dieses Ansinnen vielen als unerhört; das Tun von Sly Stone war tollkühn. Übersetzt in Musik klingt das in dem Song „Are You Ready“ so: „Don’t hate the black/ Don’t hate the white/ If you get bit/ Just hate the bite/ Make sure your heart is beatin’ right“.
Ihren kommerziellen Durchbruch schafften Sly & The Family Stone 1969 mit der LP „Stand“. Das Album hielt sich mehr als 100 Wochen in den Charts, mehrere Single-Auskopplungen wurden zu Hits. Ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch blieb die Band mit Songs wie „Everyday People“ und „Don’t Call Me Nigger, Whitey“ treu, in denen es um Rassentrennung und Diskriminierung geht. 1969 wurde das Erfolgsjahr für die Musiker: Ihr Auftritt beim Woodstock-Festival gilt als einer besten bei dem legendären Open Air und prägte die Hippie-Generation. In den 1970er-Jahren ging es für die Band künstlerisch bergab. Sly Stone war kokainsüchtig und musste mehrfach in den Knast, 1983 löste sich die Family Stone auf. Ihr Ruhm aber hallt tüchtig nach. 1993 wurde Sly & The Family Stone in die „Rock And Roll Hall Of Fame“ aufgenommen; 2017 bekam Sly Stone den. „Lifetime Achievement Award“-Grammy für sein Lebenswerk. Der Mann, der ein ganzes Genre revolutionierte und sich im Drogenrausch verlor, ist beides: ein tragischer und großer Held des Soul.