Der erste Gedanke war nicht unbedingt einer der charmanten Art. Als Felix Pappalardi den Musiker Leslie West zum ersten Mal live erlebte, dachte er Folgendes: „That fat kid can play guitar“. Pappalardi war in den frühen 1960er-Jahren in der New Yorker Folkszene unterwegs, produzierte später unter anderem Lovin’ Spoonful, Joan Baez und Cream und hatte vor allem eins: ein Näschen für Talente.
Ein solches erkannte Pappalardi in der voluminösen Gestalt von Leslie West, nahm ihn unter seine Fittiche und produzierte dessen Album „Mountain“. Die beiden kamen so gut miteinander parat, dass sie sich 1969 einfach den Namen des Solowerks borgten, um damit eine neue Band zu etikettieren: Mountain war geboren. Komplettiert durch Steve Knight und Laurence „Corky“ Laing, nahm die Karriere von Mountain rasend schnell Fahrt auf. Der Gig, den die Band 1969 beim Woodstock-Festival spielte, war erst der vierte Auftritt mit diesem Line-up.
In Woodstock spielten Mountain ein fulminantes Set: Die Gitarrensoli von West waren verzerrt und rasend schnell, die Riffs druckvoll, seine Stimme rau. Songs wie „Southbound Train“, „Long Red“ und „Blood Of The Sun“ hatten bei dem Auftritt Power und Härte. Basierend auf Bluesrock, initiierten und etablierten Mountain mit ihrer Gangart ein Genre, das sie – zusammen mit Led Zeppelin und Deep Purple – als Hardrock bekannt machten.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde Mountain mehrfach neu formiert und wieder aufgelöst. Felix Pappalardi wurde 1983 von seiner Ehefrau erschossen; Keyboarder Steve Knight verstarb 2013; Schlagzeuger Laurence „Corky“ Laing ist als „Corky Laing’s Mountain“ mit Songs aus dem Back-Katalog unterwegs. Auch Leslie Weist ist bis heute musikalisch aktiv und spielt mit über 70 noch Konzerte. Weil er nach einer Beinamputation aufgrund seiner Diabetes gesundheitlich eingeschränkt ist, reist er allerdings nicht mehr und tritt nur noch in der New Yorker Region auf. Dort aber beweist er immer noch: Rock’n’Roll kennt kein Alter. Und Gitarre spielen und Singen geht auch im Elektro-Rollstuhl.